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Stuttgarter Nachrichten: Tabakhändler bangen um ihre Existenz

22. Juni 2015By ASW

Die Stuttgarter Nachrichten berichten heute ausführlich über Hintergründe der Tabakindustrie.

Demnach hat der Hersteller von Lucky Strike einseitig Branchenvereinbarung mit dem Handel aufgekündigt und die Gewinnspannen gekürzt, berichtet die Zeitung, deren Text wir mit freundlicher Genehmigung des Autors Markus Grabitz veröffentlichen dürfen.

Früher galt in der Tabakbranche das Prinzip „leben und leben lassen“, schreiben die Stuttgarter Nachrichten: Zwei Drittel der Profite für die Hersteller, ein Drittel für den Handel. Doch nun beansprucht ein Konzern mehr Geld für sich. Der Handel befürchtet, dass andere nachziehen werden.


Jahrzehntelang gab es so etwas wie das Wirgefühl in der Tabakbranche. Man sprach auch von der Tabakfamilie. Gemeint waren der Handel und die Hersteller. Die Geschäfte gingen lange gut, es wurde über­ durchschnittlich gut verdient. Auch diejenigen Mitglieder der Tabakfa­ milie, die es schwerer hatten als die anderen, bekamen einen Teil ab von den Profiten. Zum Beispiel die Tabakpflanzer. Jahrzehnte nahmen die großen Tabakkonzerne wie Phi­lip Morris und Reemtsma den Tabakbauern in der Nähe von Heidelberg bei jeder Ernte feste Kontingente zu guten Preisen ab – ob­wohl der Rohstoff im großen Stil und viel bil­liger aus Afrika, Asien und Lateinamerika importiert werden konnte. Egal, man fühlte sich eben dem Standort verpflichtet und be­stellte auch bei den heimischen Pflanzern.

Doch irgendwann war damit Schluss. Die EU strich die Subventionen zusammen, die Konzerne bestellten nichts mehr bei deut­schen Pflanzern, heute kultivieren viele ehe­malige Tabakbauern in Plankstadt und an­derswo Erdbeeren. Ungeschriebene Gesetze galten auch lange im Zusammenspiel von Herstellern und Handel. Die Profite – also was in Euro und Cent übrig blieb, wenn Her­stellung und Steuern bezahlt waren – teilten sich Hersteller und Handel im Verhältnis zwei Drittel zu ein Drittel. Es funktionierte nach dem Prinzip „leben und leben lassen“. Keiner der großen Namen in dem Tabak-­Oli­gopol rüttelt daran.

Damit ist nun Schluss, die Harmonie ist vorbei. Der Hersteller British American To­ bacco (BAT) – weltweit der zweitgrößte Ta­bakkonzern nach Philip Morris – hat nach Informationen unserer Zeitung die infor­melle Vereinbarung aufgekündigt. Jedes Mal, wenn die Preise steigen – zuletzt war dies Anfang Juni der Fall –, bekommen die Tabakhändler längere Gesichter: BAT (mit den Marken Lucky Strike, Pall Mall, HB und andere) setzt zwar die Preise hoch, der Han­del bekommt aber immer weniger von den Profiten ab. Branchenintern schätzt man, dass BAT allein in diesem Jahr dem Handel 25 bis 30 Millionen Euro mehr abknöpft.

Vor allem kleine Händler sind alarmiert und sorgen sich um ihre Existenz. Die großen Tabakgeschäfte bekämen Sonderkonditio­nen, auch mit den großen Spielern im Groß­handel lege sich BAT nicht an, wie in der Branche zu hören ist. Der kleine Tabakwa­renhändler an der Ecke sei der Hauptleid­tragende.

Rainer von Bötticher, Präsident des Bun­desverbands des Tabakwaren­Einzelhan­dels (BTWE), wettert im Gespräch mit unse­rer Zeitung gegen BAT: „Das ist Struktur­politik nach Gutsherrenart.“ Der Bremer Kaufmann warnt: „Wenn BAT damit durch­ kommt und die anderen Hersteller nachzie­hen, werden wir ein Händlersterben erle­ben.“ Der Fachhandel fürchtet am meisten die Ansteckungsgefahr. Noch beobachten die Großen unter den Konkurrenten, also Philip Morris, JTI und Reemtsma, ob BAT die neue Preispolitik durchsetzen kann. Man darf davon ausgehen, dass sie nachziehen, wenn BAT Erfolg haben sollte.

Dirk Quade betreibt ein Tabak­Fachge­schäft in den renommierten Lloyd­Passagen in Bremen. „Es wird verdammt schwer, die Einbußen zu kompensieren.“ Vielen Kolle­gen gehe es genauso. Die meisten Tabakge­schäfte machten mit der Zigarette etwa 70 Prozent ihres Umsatzes. Die Einzelhändler, so seine Analyse, seien die Leidtragenden, weil die Tabakkonzerne ihren Aktionären eine höhere Dividende liefern wollten. Auch die Politik habe ihren Anteil: „Seit 2003 wurden permanent die Tabaksteuern er­höht.“ Viele Raucher seien daher auf den Schwarzmarkt ausgewichen und kauften sich inzwischen unversteuerte Schmuggel­zigaretten.

BAT war nicht bereit, gegenüber unserer Zeitung Stellung zu nehmen. Eine Spreche­rin teilte auf Anfrage lediglich mit: „Zu The­men, die unternehmensstrategischer Natur sind und Vertragskonditionen betreffen, können wir uns grundsätzlich nicht äu­ßern.“

Der Artikel ist nicht online verfügbar, insofern verlinken wir an dieser Stelle auf die Startseite der Stuttgarter Nachrichten.

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22. Juni 2015By ASW

Die Stuttgarter Nachrichten berichten heute ausführlich über Hintergründe der Tabakindustrie.

Demnach hat der Hersteller von Lucky Strike einseitig Branchenvereinbarung mit dem Handel aufgekündigt und die Gewinnspannen gekürzt, berichtet die Zeitung, deren Text wir mit freundlicher Genehmigung des Autors Markus Grabitz veröffentlichen dürfen.

Früher galt in der Tabakbranche das Prinzip „leben und leben lassen“, schreiben die Stuttgarter Nachrichten: Zwei Drittel der Profite für die Hersteller, ein Drittel für den Handel. Doch nun beansprucht ein Konzern mehr Geld für sich. Der Handel befürchtet, dass andere nachziehen werden.


Jahrzehntelang gab es so etwas wie das Wirgefühl in der Tabakbranche. Man sprach auch von der Tabakfamilie. Gemeint waren der Handel und die Hersteller. Die Geschäfte gingen lange gut, es wurde über­ durchschnittlich gut verdient. Auch diejenigen Mitglieder der Tabakfa­ milie, die es schwerer hatten als die anderen, bekamen einen Teil ab von den Profiten. Zum Beispiel die Tabakpflanzer. Jahrzehnte nahmen die großen Tabakkonzerne wie Phi­lip Morris und Reemtsma den Tabakbauern in der Nähe von Heidelberg bei jeder Ernte feste Kontingente zu guten Preisen ab – ob­wohl der Rohstoff im großen Stil und viel bil­liger aus Afrika, Asien und Lateinamerika importiert werden konnte. Egal, man fühlte sich eben dem Standort verpflichtet und be­stellte auch bei den heimischen Pflanzern.

Doch irgendwann war damit Schluss. Die EU strich die Subventionen zusammen, die Konzerne bestellten nichts mehr bei deut­schen Pflanzern, heute kultivieren viele ehe­malige Tabakbauern in Plankstadt und an­derswo Erdbeeren. Ungeschriebene Gesetze galten auch lange im Zusammenspiel von Herstellern und Handel. Die Profite – also was in Euro und Cent übrig blieb, wenn Her­stellung und Steuern bezahlt waren – teilten sich Hersteller und Handel im Verhältnis zwei Drittel zu ein Drittel. Es funktionierte nach dem Prinzip „leben und leben lassen“. Keiner der großen Namen in dem Tabak-­Oli­gopol rüttelt daran.

Damit ist nun Schluss, die Harmonie ist vorbei. Der Hersteller British American To­ bacco (BAT) – weltweit der zweitgrößte Ta­bakkonzern nach Philip Morris – hat nach Informationen unserer Zeitung die infor­melle Vereinbarung aufgekündigt. Jedes Mal, wenn die Preise steigen – zuletzt war dies Anfang Juni der Fall –, bekommen die Tabakhändler längere Gesichter: BAT (mit den Marken Lucky Strike, Pall Mall, HB und andere) setzt zwar die Preise hoch, der Han­del bekommt aber immer weniger von den Profiten ab. Branchenintern schätzt man, dass BAT allein in diesem Jahr dem Handel 25 bis 30 Millionen Euro mehr abknöpft.

Vor allem kleine Händler sind alarmiert und sorgen sich um ihre Existenz. Die großen Tabakgeschäfte bekämen Sonderkonditio­nen, auch mit den großen Spielern im Groß­handel lege sich BAT nicht an, wie in der Branche zu hören ist. Der kleine Tabakwa­renhändler an der Ecke sei der Hauptleid­tragende.

Rainer von Bötticher, Präsident des Bun­desverbands des Tabakwaren­Einzelhan­dels (BTWE), wettert im Gespräch mit unse­rer Zeitung gegen BAT: „Das ist Struktur­politik nach Gutsherrenart.“ Der Bremer Kaufmann warnt: „Wenn BAT damit durch­ kommt und die anderen Hersteller nachzie­hen, werden wir ein Händlersterben erle­ben.“ Der Fachhandel fürchtet am meisten die Ansteckungsgefahr. Noch beobachten die Großen unter den Konkurrenten, also Philip Morris, JTI und Reemtsma, ob BAT die neue Preispolitik durchsetzen kann. Man darf davon ausgehen, dass sie nachziehen, wenn BAT Erfolg haben sollte.

Dirk Quade betreibt ein Tabak­Fachge­schäft in den renommierten Lloyd­Passagen in Bremen. „Es wird verdammt schwer, die Einbußen zu kompensieren.“ Vielen Kolle­gen gehe es genauso. Die meisten Tabakge­schäfte machten mit der Zigarette etwa 70 Prozent ihres Umsatzes. Die Einzelhändler, so seine Analyse, seien die Leidtragenden, weil die Tabakkonzerne ihren Aktionären eine höhere Dividende liefern wollten. Auch die Politik habe ihren Anteil: „Seit 2003 wurden permanent die Tabaksteuern er­höht.“ Viele Raucher seien daher auf den Schwarzmarkt ausgewichen und kauften sich inzwischen unversteuerte Schmuggel­zigaretten.

BAT war nicht bereit, gegenüber unserer Zeitung Stellung zu nehmen. Eine Spreche­rin teilte auf Anfrage lediglich mit: „Zu The­men, die unternehmensstrategischer Natur sind und Vertragskonditionen betreffen, können wir uns grundsätzlich nicht äu­ßern.“

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