Raucherquote steigt weiter

Foto/Kristian Barthen

Man muss sich manchmal schon die Augen reiben in diesen Tagen – nein, nicht wegen des Saharasandes, sondern viel eher wegen der Gesundheitspolitik in unserem Land.




Da haben wir Corona längst nicht hinter uns gelassen, die Rundum-Versorgung in den Krankenhäusern steht mal wieder auf Messers Schneide, eine Impfpflicht ist in weite Ferne gerückt, wer wann wo erneut geboostert werden soll ist ebenso ungewiss wie die Frage wie lange die Impfung dann gültig ist, von wegen „Corona-Zulage“ fürs Pflegepersonal, die Finanzierung der Gesetzlichen Krankenkassen werden der Umlage an die Bürger verteilt: Und die Politik schaut tatenlos zu, wenn die Raucherzahlen wieder steigen. Da sorgt sich schon eher die KKH, die Kaufmännische Krankenkasse, und beauftragte Forsa mit einer Umfrage – mit qualmendem Ergebnis: Jeder vierte Raucher zwischen 16 und 69 Jahren gab an, mehr zu quasten als vorher. Noch vor zwei Jahren wollte nur jeder sechste mehr geraucht haben. Da stehen die Folgekosten natürlich bei den Gesetzlichen auch nicht nach: Im vergangenen Jahrzehnt stiegen die Behandlungskosten rund um das Rauchen um fast 73 Prozent, so die Pressemeldung der KKH von gestern.

Und wie reagiert die Politik auf diese ernüchternden Zahlen hinsichtlich erfolgreicher Präventionspolitik: Mit Steuererhöhung, nicht nur bescheiden für Glimmstängel, sondern vor allen heftig für E-Zigaretten-Liquids – und tollen Schul-Kampagnen gegen Rauchbeginn der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung. Ein Blick über den Kanal nach Großbritannien oder gen Osten nach Neuseeland könnte da schon helfen. Eine Kombination von sehr hohen Tabaksteuern mit gleichzeitiger Aufklärung und Unterstützung zur und von E-Zigaretten senkte die Raucherzahlen sicht- und spürbar. Auf der Nordseeinsel innerhalb von nahezu zehn Jahren von 20,2 auf 13,8 Prozent (2011-2020) und in Neuseeland konnte die Raucherquote nur innerhalb eines Jahres von 13,7 auf 10,9 Prozent nach einer großangelegten Aufklärungskampagne zum Dampfen reduziert werden. So geht erfolgreiche Rauch-Präventionspolitik, meint das Bündnis für Tabakfreien Genuss, kurz BfTG, in seiner heute erschienen Presseerklärung fordert: “Die Zahl der Raucher*innen in Deutschland steigt trotz großer Anstrengungen der Gesundheitspolitik weiter. Andere Staaten haben vorgemacht, wie es gehen könnte: Sie setzen seit Jahren mit großem Erfolg auf die E-Zigarette und empfehlen Raucher*innen den Umstieg. Angesichts der schwerwiegenden Folgen des Rauchens für die Gesellschaft muss nun endlich auch in Deutschland ein Umdenken erfolgen”, sagt Dustin Dahlmann, Vorsitzender des BfTG.