Ach, diese Italiener. Sie sind – egal ob Männlein oder Weiblein – immer so elegant, nicht aufgemotzt, eher bodenständig, aber sie ziert stets irgendwo an der Kleidung so ein klitzekleines Detail, das alles so einmalig, einprägsam und einzig macht. Eine selbstverständliche individuelle Eleganz. Wie auch die Botschaft dieses herrlichen Landes in Berlin: große prächtige Säulen, feine Vorfahrt, hohe Hallen, meterhohe Muranoglaslüster, unglaubliche Gobelins, herrschaftlicher Klassizismus – und dann der Außenanstrich: ein zartes Pink. So hatte er bei den Berliner gleich seinen Spitznamen weg: the pink panther. Ein uniformierter Carabinieri stand unter dem Portal: so schick können Uniformen sein. Der Innenhof gleicht dem Atrium einer römischen Villa, mit großem Balkon auf dem ersten Stock und weitem Blick ins Grüne. Die größte Überraschung: die Einschusslöcher und Granatenschäden des Zweiten Weltkrieges sind zu sehen, ganz selbstverständlich integriert in den Neuaufbau.
Gestern war ich dort Gast eines Empfangs – weil das Wetter so herrlich war, traf man sich mit einem Gläschen Prosecco auf der Terrasse. Als die ersten Grissini mit Parmaschinken umwickelt vorbeischwebten, traute ich meinen Augen kaum: mir gegenüber stand ein klassischer römischer Herr, ein bisschen untersetzt, die schwarzen Haare mit viel Pomade nach hinten gekämmt und in Begleitung einer ebenso eleganten Dame. Und dann zückte er wie selbstverständlich eine E-Zigarette und dampfte auf den edlen Gemäuern fröhlich drauf los. Wie kann es anders sein: die E-Zigarette war ziemlich klein, vielleicht etwas zu klein für seine Hand, in der ewig schicken Farbe Schwarz. Ich fiel fast vom Glauben ab: für mich ist Italien ein Synonym für hervorragenden Wein, große lässige Eleganz, wunderbare Architektur, historische Gebäude und die Zigarette locker zwischen den Lippen; fast ein bisschen wie bei den Franzosen. Nein, in diesem wundervollen Land mit endloser Sonne hat das Dampfen Einzug gehalten – und da sieht eine E-Zigarette noch schicker aus.
O sole mio
