Wolfgang Oertel ist kein Dampfer, wie er im Buche steht. Erst seit reichlich einem Jahr ist die E-Zigarette sein Begleiter. Als Chef der Taxigenossenschaft Chemnitz und diversen anderen Funktionen bis hin zum Bundesverband des Gewerbes ist er viel unterwegs – viel Stress ist damit verbunden.
Dementsprechend oft hat er sich früher trotz guter Vorsätze eine Zigarette angezündet. Die definitiv letzte am 9. Oktober 2015. Seitdem dampft er. Und die E-Zigarette hat ihm geholfen. Seine Erfahrungen beim Umstieg schildert der sympathische Sachse in diesem Interview.
eGarage: Herr Oertel, wie war das „damals“ – als Sie noch Raucher waren?
Oertel: Jeden Morgen haben ich mir vorgenommen, fünf Zigaretten zu rauchen, vielleicht auch mal acht. Und am Abend waren es dann 20, 25 oder 28. Und irgendwann bin ich mal Samstagnachmittag mit meinem Hund spazieren gegangen – in einer Stunde habe ich vier Zigaretten geraucht. Da wusste ich: Jetzt muss was passieren. Trotz gesunder Ernährung und viel Sport – das viele Nikotin passte einfach nicht. Und dann habe ich an jenem 9. Oktober vergangenen Jahres eine E-Zigarette gekauft.
eGarage: Und jetzt duftet es um Sie herum nicht mehr nach kaltem Rauch, sondern nach Maracuja?
Oertel: Das ist zurzeit mein Lieblingsliquid. Aus meiner persönlichen Erfahrung: Wenn man aufhört zu rauchen und vielleicht nach Alternativen beim Dampfen sucht – ich habe noch kein Liquid gefunden, dass diesen Geschmack abbildet. Dampfen hat eine ganz andere Qualität, eine ganz andere Geschmacksrichtung als die Zigarette jemals haben könnte. Und dann habe ich probiert – Maracuja finde ich schon sehr angenehm. Früher hatte ich mittelstarke Nikotinwerte, mittlerweile bin ich auf Null runter. Für mich ist das reiner Genuss.
eGarage: Klingt so simpel – man mag gar nicht glauben, dass Sie der Zigarette auf immer adé gesagt haben?
Oertel: Naja, es gibt Situationen, in denen man Appetit bekommt. In denen man sich auch an den Geschmack der Zigarette erinnert. Aber zu 99 Prozent ist das durch. Allerdings: Wenn sich in meiner unmittelbaren Umgebung jemand mit einem Streichholz eine Zigarette anzündet und der allererste Geruch davon – ein bisschen Schwefel und der Anfang der Nikotinwolke – das rieche ich nach wie vor gern. Aber das verfliegt ja innerhalb von Sekundenbruchteilen – und dann erlischt auch sofort auch das Verlangen wieder.
eGarage: Im Gegensatz zu Großbritannien erleben wir in Deutschland gerade, wie schwer es die E-Zigarette zur Raucherentwöhnung hat. Fehlende Studien zur Langzeitentwöhnung werden beispielsweise bemängelt. Wie sehen Sie das als Ex-Raucher, dem die E-Zigarette den Ausstieg erleichtert hat?
Oertel: Mir drängt sich der Eindruck auf, dass die Tabakindustrie auch gute Lobbyarbeit leistet. Tenor: Dampfen ist gar nicht so schadstofffrei. Ähnlich wie bei der Zigarette gibt es viele Nebenwirkungen. Natürlich: Wenn man weder dampft noch raucht, dann ist das sicherlich am gesündesten. Aber die Nutzung von Zigaretten, Zigarren, Pfeifen und eben auch E-Zigaretten hat auch etwas mit Genuss zu tun. Und das wird man auch mit Verboten nicht regeln, es wird immer Raucher und Dampfer geben.
eGarage: Wie sind Sie eigentlich auf die E-Zigarette aufmerksam geworden?
Oertel: Ich habe mich ein bisschen informiert, gelesen, gefragt. Ursprünglich war ja die Diskothekenszene an der Entwicklung beteiligt, wo Liquids auch verdampft werden. Und wenn es dabei so extrem schädlich wäre wie Zigarettenrauch, wäre es natürlich nicht zugelassen worden. Es gibt ja da auch entsprechende Studien, die die Inhaltsstoffe dokumentieren. Wenn man jetzt diesen Mix aus ganz schlechter Darstellung, normaler und positiver Berichterstattung für sich nimmt und da einen „goldenen Mittelweg“ findet, ist man bei einem Liquid noch weit unter den Giftstoffen, die eine normale Zigarette bringt – dann ist mir doch schon geholfen. So sehe ich das!