Eine US-Studie über den parallelen Gebrauch von herkömmlicher Zigarette und E-Zigarette (“Dual Use”) hat eine kontroverse Forscher-Diskussion ausgelöst.
Ausgangspunkt ist eine Untersuchung, die gestern im renommierten Fachmagazin “Tobacco Control” veröffentlicht wurde. Die Zusammenfassung: “Die meisten Dual User behielten das Zigarettenrauchen oder den Doppelkonsum langfristig bei, was die Notwendigkeit unterstreicht, die Entwöhnung von beiden Produkten anzugehen.”
Datengrundlage ist die großangelegte sogenannte PATH-Untersuchung, die über mehrere Befragungswellen mit zunächst 46.000 Teilnehmern 2013/2014 gestartet wurde. In der fünften Welle (2018/2019), die als Grundlage für die Bewertung von Verhaltensänderungen genutzt wurde, waren noch 545 Personen dabei, die ursprünglich geraucht und gleichzeitig gedampft hatten.
Das Ergebnis: Die meisten Teilnehmer blieben der Zigarette, aber nicht der E-Zigarette treu oder sie nutzten weiterhin beide Produkte. 7,4 Prozent hörten dagegen früh mit dem Rauchen auf und blieben beim Dampfen. Für den Ansatz der “Harm Reduction” sei dies die wichtigste Gruppe, argumentieren die Forscher, die unter anderem an der George Washington University arbeiten. Allerdings: Weitere 11,2 Prozent blieben Nutzer von E-Zigaretten und entwöhnten sich allmählich von der E-Zigarette. Zusammengenommen blieb also jeder fünfte bei der E-Zigarette, stoppte aber entweder schnell oder langsam das Rauchen. Weitere 14,8 Prozent stoppten das Rauchen nach und nach, obwohl sie früh mit der E-Zigarette aufgehört hatten.
Die eher negative Einschätzung der Autoren stößt auf Widerrede, wie das Science Media Centre dokumentierte. Peter Hajek, Direktor der Tobacco Dependence Research Unit und Professor der Queen Mary University of London, sagte als einer von vier Forschern, die widersprachen: “Die Schlussfolgerung, dass das Dampfen ‘nicht zu einer wesentlichen Raucherentwöhnung in der Bevölkerung beiträgt’, ergibt sich nicht aus den Daten.” Die Studie habe E-Zigaretten-Nutzer ausgeschlossen, die mit dem Rauchen aufhörten, und untersuchte nur diejenigen, die dies nicht schafften und schon zum Start der Untersuchung zu dualen Konsumenten wurden.
Es sei “ein ernsthaftes methodisches Problem”, Raucher, die vollständig auf das Dampfen umgestiegen sind, auszuschließen und die Wirksamkeit des Dampfens bei der Raucherentwöhnung nur bei denjenigen zu bewerten, die zu Dual User wurden. “Das ist so, als würde man die besten Äpfel aus einem befruchteten Obstgarten herausnehmen, messen, was übrig bleibt, und erklären, dass die Befruchtung keine Wirkung hatte.”
Die Presseerklärung von Tobacco Control sei sogar irreführend. Dort werde “behauptet, dass der doppelte Konsum schädlich ist, während er in Wirklichkeit mit einer Verringerung des Rauchens und dem späteren Aufhören in Verbindung gebracht wird und somit tatsächlich von Vorteil ist.”