Europavergleich: Deutschlands Dampfer weniger bevormundet

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Eine amüsante und gleichzeitig nützliche Idee: Der sogenannte Nanny-State-Index misst, wie stark der Staat seine Bürger bevormundet. Oder, andersherum gedacht: Wie aktiv er seine Bürger vor realen oder vermuteten Gesundheitsgefahren schützen möchte. Nanny-State, wörtlich Kindermädchen-Staat, ist schließlich der englische Begriff für Bevormundung durch Gesetze und Verordnungen. Nun, wie schneidet Deutschland beim Thema E-Zigaretten im europäischen Vergleich ab? Wie “frei” sind Deutschlands Dampfer? Das Ergebnis dürfte viele, die sich über die Regeln hierzulande ärgern, doch überraschen: Deutschland liegt unter den 28 EU-Ländern, die miteinander verglichen wurden, nur auf Platz 20 der Bevormundungsskala. Das heißt: In acht Ländern wird freizügiger mit dem Dampfen umgegangen, in 19 sind die Regeln dagegen strenger. Insgesamt erreicht Deutschland 21 von 100 möglichen “Nanny”-Punkten.

Während es für Deutschland im Bereich “Produktverbote” und “Werbeverbote” für E-Zigaretten nur fürs Mittelfeld reicht, wirkt sich positiv aus, dass es weder eine spezielle Steuer auf E-Zigaretten und Liquids gibt noch gesetzliche Dampf-Verbote. Tatsächlich: Unternehmen und öffentliche Einrichtungen können zwar übers Hausrecht das Dampfen trotzdem verbieten und tun es auch häufig, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn. Aber im Gesetz steht es eben nicht.

Nützlich ist, dass man den Nanny-State-Index als Dampfer auch für die Urlaubsplanung verwenden kann. Die Horror-Destination schlechthin in Europa ist demnach Finnland: Dort treiben Steuern und Dampf-Verbote den Nanny-Index für E-Zigaretten auf 59,4 Punkte. Ungarn liegt nur knapp dahinter, dann folgen Griechenland, Spanien, Belgien, Portugal und Litauen. Am anderen Ende der Rangliste, also unter Deutschland, liegen zum Beispiel Frankreich, Irland und die Niederlande. Und ganz unten? Ausgerechnet Schweden und Großbritannien, wo Tabak und Alkohol teuer und streng reguliert sind. Vor allem die Briten tun sich ja international hervor damit, dass sie das Dampfen fördern und als Ausstiegsmöglichkeit für Raucher schätzen.

Wie schneidet Deutschland insgesamt als Nanny-Staat ab? Als vergleichsweise sehr freizügiges Land. Im Gesamt-Index, der auch Tabakrauch, Alkohol und die Regulierung von Essen und Trinken einschließt, liegt Deutschland auf dem vorletzten Platz. Nur Ungarn kommt noch dahinter. Das liegt daran, dass hierzulande zum Beispiel die Alkoholsteuern sehr niedrig sind. Auch die Rauchverbote sind nicht so drakonisch wie in anderen Ländern. Erstellt wird der Index übrigens von Christopher Snowdon, dem Leiter des Bereichs Lifestyle Economics des Institute of Economic Affairs. Der britische Think-Tank gilt als sehr marktliberal, hat aber einen seriösen Ruf.