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EU-Wissenschaftler skeptisch bei E-Zigarette

24. September 2020By JJS

Offizielle EU-Wissenschaftler sind in ihrer Bewertung der E-Zigarette zu einem eher skeptischen, aber bei näherer Betrachtung auch differenzierten Urteil gekommen.




Insbesondere beim Gateway-Effekt, dem Einfluss der E-Zigarette auf Jugendlich, ist die Einschätzung aber klar negativ. Die Europäische Kommission hatte den “Wissenschaftlichen Ausschuss für Gesundheit, Umwelt- und neu aufkommende Risiken”, abgekürzt SCHEER, um eine Einschätzung der Risiken und Chancen des Dampfens gebeten. Seit gestern liegt der ausführliche Bericht nun vor. Dafür wurden ganz unterschiedliche Folgen und Auswirkungen anhand der Auswertung des aktuellen wissenschaftlichen Stands bewertet. Wie häufig bei solchen Einordnungen steht im Mittelpunkt, ob es schwache, mittelstarke oder starke Evidenz für eine bestimmte Aussage gibt.

Die schlechte Nachricht zuerst, die ausgerechnet die Gretchenfrage des Dampfens betrifft. Hilft die E-Zigarette beim Rauchstopp? Dafür sehen die SCHEER-Experten nur eine “schwache” wissenschaftliche Erkenntnislage. Das klingt erst einmal sehr schlecht, allerdings zeigt sich beim Blick in die Begründung, dass “schwach” nicht gleichzusetzen mit dem gegenteiligen Schluss ist, dass die E-Zigarette nicht helfen würde. Es gibt aus Sicht der EU-Wissenschaftler nämlich durchaus einige Hinweise und Studien, die Einschätzung sei aber getroffen worden, weil es unter anderem nur eine “kleine Anzahl an Untersuchungen” gebe. Explizit und ausführlich wird erwähnt, dass eine Studie in Neuseeland und vor allem die bekannte Untersuchung unter der Leitung des britischen Professors Peter Hajek, die eine Verdopplung der Rauchstopp-Rate mithilfe der E-Zigarette festgestellt hatte, dafür sprächen. Bei ihnen handele es sich um besonders aussagekräftige randomisierte Studien mit Kontrollgruppe. Ausführlich wird auch die US-Gesundheitsbehörden zitiert, die schreibt, die Ergebnisse legten eine positive Wirkung beim Rauchstopp nahe, seien aber noch nicht ausreichend. Fazit der EU-Wissenschaftler: Es brauche mehr Studien, vor allem langfristiger Natur.




Wie schädlich ist die E-Zigarette? Hier gibt es ebenfalls scheinbar eher negative Einschätzungen. So gebe es “mittlere” Evidenz einer Atemwegsreizung durch Dampfen, für Auswirkungen auf Herz und Kreislauf sogar eine “starke”. Hinweise auf eine krebserregende Wirkung seien “schwach bis mittel”. Über die Auswirkungen der in der EU zugelassenen Aromen in Liquids lägen keine Daten vor. Auch hier ist allerdings die Perspektive wichtig: Eingeordnet wurde damit nicht, wie sich diese Risiken im Vergleich zum Rauchen verhalten, sondern nur, ob sie generell vorhanden sind. Die Zeiten, in denen viele E-Zigaretten-Unterstützer ernsthaft behaupteten, Dampfen sei möglicherweise überhaupt nicht schädlich, sind ohnehin längst vorbei.

Dritter wichtiger Punkt, der zudem eindeutig formuliert ist: Die EU-Wissenschaftler kommen zur Einschätzung, dass es “starke Evidenz” gebe, dass E-Zigaretten Jugendliche und junge Erwachsene letztlich zum Rauchen bringt. Ebenfalls sei gut belegt, dass Nikotin und Aromen E-Zigaretten attraktiver machten. Ein Blick in die Begründung zeigt, dass die SCHEER-Wissenschaftler sich durchaus der Problematik bewusst sind, dass Ursache und Wirkung schwer zu erforschen sind. Jugendliche mit generell hoher Risiko-Neigung könnten zum Beispiel sowohl eher Dampfen als auch eher Rauchen, ohne dass das eine das andere auslöst.

Sieben Wissenschaftler arbeiteten an dem Report und zusätzlich weitere externe Experten. Aus Deutschland war Renate Krätke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beteiligt. Eine Kommentierung der SCHEER-Analyse ist für die Öffentlichkeit hier möglich.

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Offizielle EU-Wissenschaftler sind in ihrer Bewertung der E-Zigarette zu einem eher skeptischen, aber bei näherer Betrachtung auch differenzierten Urteil gekommen.




Insbesondere beim Gateway-Effekt, dem Einfluss der E-Zigarette auf Jugendlich, ist die Einschätzung aber klar negativ. Die Europäische Kommission hatte den “Wissenschaftlichen Ausschuss für Gesundheit, Umwelt- und neu aufkommende Risiken”, abgekürzt SCHEER, um eine Einschätzung der Risiken und Chancen des Dampfens gebeten. Seit gestern liegt der ausführliche Bericht nun vor. Dafür wurden ganz unterschiedliche Folgen und Auswirkungen anhand der Auswertung des aktuellen wissenschaftlichen Stands bewertet. Wie häufig bei solchen Einordnungen steht im Mittelpunkt, ob es schwache, mittelstarke oder starke Evidenz für eine bestimmte Aussage gibt.

Die schlechte Nachricht zuerst, die ausgerechnet die Gretchenfrage des Dampfens betrifft. Hilft die E-Zigarette beim Rauchstopp? Dafür sehen die SCHEER-Experten nur eine “schwache” wissenschaftliche Erkenntnislage. Das klingt erst einmal sehr schlecht, allerdings zeigt sich beim Blick in die Begründung, dass “schwach” nicht gleichzusetzen mit dem gegenteiligen Schluss ist, dass die E-Zigarette nicht helfen würde. Es gibt aus Sicht der EU-Wissenschaftler nämlich durchaus einige Hinweise und Studien, die Einschätzung sei aber getroffen worden, weil es unter anderem nur eine “kleine Anzahl an Untersuchungen” gebe. Explizit und ausführlich wird erwähnt, dass eine Studie in Neuseeland und vor allem die bekannte Untersuchung unter der Leitung des britischen Professors Peter Hajek, die eine Verdopplung der Rauchstopp-Rate mithilfe der E-Zigarette festgestellt hatte, dafür sprächen. Bei ihnen handele es sich um besonders aussagekräftige randomisierte Studien mit Kontrollgruppe. Ausführlich wird auch die US-Gesundheitsbehörden zitiert, die schreibt, die Ergebnisse legten eine positive Wirkung beim Rauchstopp nahe, seien aber noch nicht ausreichend. Fazit der EU-Wissenschaftler: Es brauche mehr Studien, vor allem langfristiger Natur.




Wie schädlich ist die E-Zigarette? Hier gibt es ebenfalls scheinbar eher negative Einschätzungen. So gebe es “mittlere” Evidenz einer Atemwegsreizung durch Dampfen, für Auswirkungen auf Herz und Kreislauf sogar eine “starke”. Hinweise auf eine krebserregende Wirkung seien “schwach bis mittel”. Über die Auswirkungen der in der EU zugelassenen Aromen in Liquids lägen keine Daten vor. Auch hier ist allerdings die Perspektive wichtig: Eingeordnet wurde damit nicht, wie sich diese Risiken im Vergleich zum Rauchen verhalten, sondern nur, ob sie generell vorhanden sind. Die Zeiten, in denen viele E-Zigaretten-Unterstützer ernsthaft behaupteten, Dampfen sei möglicherweise überhaupt nicht schädlich, sind ohnehin längst vorbei.

Dritter wichtiger Punkt, der zudem eindeutig formuliert ist: Die EU-Wissenschaftler kommen zur Einschätzung, dass es “starke Evidenz” gebe, dass E-Zigaretten Jugendliche und junge Erwachsene letztlich zum Rauchen bringt. Ebenfalls sei gut belegt, dass Nikotin und Aromen E-Zigaretten attraktiver machten. Ein Blick in die Begründung zeigt, dass die SCHEER-Wissenschaftler sich durchaus der Problematik bewusst sind, dass Ursache und Wirkung schwer zu erforschen sind. Jugendliche mit generell hoher Risiko-Neigung könnten zum Beispiel sowohl eher Dampfen als auch eher Rauchen, ohne dass das eine das andere auslöst.

Sieben Wissenschaftler arbeiteten an dem Report und zusätzlich weitere externe Experten. Aus Deutschland war Renate Krätke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beteiligt. Eine Kommentierung der SCHEER-Analyse ist für die Öffentlichkeit hier möglich.

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