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Dustin Dahlmann, Vorsitzender des Bündnisses für Tabakfreien Genuss (BfTG)

“Es gibt weniger schwarze Schafe”

12. October 2020By JJS

Welche neuen Einschränkungen drohen der E-Zigarette? An welchen Regeln wird in Brüssel gearbeitet? Und wird durch Corona mehr oder weniger gedampft?




Im eGarage-Interview gibt Dustin Dahlmann zu den wichtigsten Themen für Dampfer Auskunft. Der Vorsitzende des deutschen Verbandes BfTG und Präsident des europäischen Zusammenschlusses IEVA, der auch das Unternehmen InnoCigs führt, sieht das vergangene Jahr durchaus als Rückschlag, bleibt aber optimistisch, dass es schnell wieder bergauf geht.

eGarage: Herr Dahlmann, die erste Corona-Welle im Frühjahr hat auch die E-Zigaretten-Branche hart erwischt. Nun ist der zweite starke Anstieg im Gang. Machen Sie sich große Sorgen?

Dustin Dahlmann: Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet. Ich bin zudem recht sicher, dass es nicht noch einmal zu Ladenschließungen kommen wird, wie wir sie im Frühjahr des Jahres gesehen haben. Was mir Sorgen macht wie vielen anderen Branchen auch, ist die generelle wirtschaftliche Entwicklung. Auch der Dampfer-Fachhandel ist Einzelhandel. Wenn der Konsum einbricht, weil die Verunsicherung steigt, dann wird es auch uns nicht unberührt lassen.

Ändern die E-Zigaretten-Nutzer konkret ihr Verhalten?

Ein wenig. Es werden zum Beispiel eher Verbrauchsmaterialien nachgefragt als teure Neugeräte. Das konnten wir im Frühjahr beobachten. Ich will hier aber nicht Pessimismus verbreiten, denn eigentlich sind wir wieder auf einem ganz guten Weg. Die Absätze entwickeln sich nach oben. Auch wenn das Niveau vor dem Ausbruch von Erkrankungen in den USA aufgrund illegaler Cannabis-Verdampfer – das hat uns im vergangenen Herbst schwer getroffen – noch nicht ganz erreicht ist.

Also ein verlorenes Jahr?

Wenn Sie so wollen: Ja. Einiges hat uns zurückgeworfen. Aber solche Ups and Downs sind auch nichts völlig Neues. Damit müssen wir schon lange leben. Und wir sind auch immer wieder aufgestanden.

Auf der einen Seite wird neben dem Rauchen wegen Corona von vielen Gesundheitsorganisationen auch vom Dampfen abgeraten. Auf der anderen Seite gehen Forscher der These nach, dass Nikotin sogar helfen könnte gegen Corona – wobei harte Beweise fehlen. Insgesamt: Wie wirkt sich die Pandemie auf die Zahl der Dampfer ihrer Beobachtung nach aus?

Es gibt noch gar kein einziges wissenschaftliches Indiz dafür, dass es durch das Dampfen eher zu einer Infektion mit Corona oder eher zu einem schweren Verlauf kommen könnte. Die Alternative ist außerdem ja fast immer der Rückfall auf die viel schädlichere Zigarette. Wie vor Corona kann man an Raucher nur appellieren aufzuhören, am besten natürlich ohne Alternative. Wenn das nicht funktioniert, dann wenigstens mit der E-Zigarette.

Zur Politik: Das strikte Werbeverbot für Tabak gilt ab 2024 auch für E-Zigaretten. Ein vertretbarer Kompromiss oder eine Niederlage?

Das Werbeverbot ist für unsere Branche natürlich sehr ärgerlich. Man muss aber sagen, dass unsere Branche den Erfolg nicht durch die großen Plakatkampagnen der Tabakindustrie verdankt, sondern durch die unermüdlichen und einfallsreichen selbstständigen Händler in der Fläche, die hervorragend beraten. Gleichzeitig gilt: Es ist aber vor allem deshalb ein Rückschlag, weil im Kern eine weitere Gleichbehandlung von E-Zigarette und Tabak-Zigarette verfestigt wurde. Damit wurde trotz viel wissenschaftlicher Evidenz im Kern nicht anerkannt, dass sich Tabak und E-Zigarette sehr deutlich im Schadpotenzial unterscheiden – um Größenordnungen, wie auch offizielle Stellen, zum Beispiel das Bundesinstitut für Risikobewertung, immer wieder darlegen.

Sie sind Präsident des jüngst gegründeten europäischen Dampfer-Verbandes IEVA. Auch dort bekommen Sie Gegenwind. Der wissenschaftliche Report im Auftrag der EU-Kommission, der sogenannte SCHEER-Report, sieht das Dampfen kritisch.




Die Untersuchung sendet das falsche Signal aus – und ist damit als Entscheidungsgrundlage nicht gut geeignet. Wenn man den Bericht liest, entsteht der Eindruck, dass das Dampfen eine große Gefahr ist. Das Problem ist: Die E-Zigarette wird isoliert betrachtet, es fehlt der Zusammenhang, die Tatsache, dass die E-Zigarette quasi ausschließlich von ehemaligen Rauchern verwendet wird. Und aus meiner Sicht wird zudem wichtige Evidenz nicht ausreichend berücksichtigt – qualitativ hochwertige Studien zeigen inzwischen, dass die E-Zigarette eine klare Hilfe beim Rauchausstieg für viele Menschen sein kann. Ein weiteres Beispiel: Zu Aromen wird wenig vorgebracht an Erkenntnissen. Aber gleichzeitig wird argumentiert, dass sie speziell junge Leute anspricht, hingegen wird nicht dargelegt, dass Aromen gerade für Rauchaussteiger ein wichtiges Argument pro E-Zigarette sind. Wir werden in einer Stellungnahme auf den SCHEER-Report reagieren.

Kann IEVA wirklich effektiv die europäischen Dampferinteressen vertreten? Es sind beileibe nicht alle Mitgliedsstaaten dabei.

Wir haben etwas geschafft, was so noch niemandem gelungen ist. Wir haben inzwischen acht Verbände aus ganz Europa unter dem Dach des IEVA. Griechen, Iren, Belgier, Rumänen, Polen, Italiener und die zwei deutschen Verbände. Das sind zwar in der Tat nicht alle EU-Länder. Aber: Die aktiven Verbände, die kohärent und effektiv arbeiten, sind alle an Bord. Zusätzlich sind noch 13 Unternehmen dabei, darunter auch große chinesische Hersteller, Franzosen und Mitglieder aus dem Baltikum – und sogar Unterstützer aus den USA. Die Motivation aller Beteiligten ist enorm, es macht mir deshalb große persönliche Freude, den Verband zu führen.

Mit dem Engagement im europäischen Verband reagieren Sie auch darauf, dass in Brüssel viele wichtige Weichen gestellt werden. Welche Entscheidungen stehen in den kommenden Jahren an – und wann?

Wir beschäftigen uns bereits intensiv mit der dritten Tabakproduktrichtlinie, der TPD3. Damit können wir nicht früh genug anfangen. Anfang des dritten Quartals 2021 ist mit einem ersten Vorschlag der Europäischen Kommission zu rechnen. Aber in den EU-Fachgremien ist die Arbeit daran bereits gestartet. Viele Europa-Abgeordnete sind neu im Parlament. Da müssen wir zum Teil grundlegende Aufklärung betreiben.

Welche neuen TPD3-Regeln könnten Dampfer einschränken?

Bei den Aromen hegen wir die Befürchtung deutlicher Einschränkungen oder sogar mit Totalverboten konfrontiert zu werden. Denn das ist leider ein Thema in den nationalen Gesetzgebungen in einigen Mitgliedsstaaten. Möglich sind auch weitere Einschränkungen im Verkauf und der Kommunikation. Im negativsten Fall läuft es – das Problem hatte ich für Deutschland bereits angesprochen – auf eine noch weitere Gleichstellung mit der Tabakzigarette hinaus. Im besten Fall können wir klarmachen, dass das nicht gerechtfertigt ist, sondern die E-Zigarette ein wichtiger Baustein in einer Anti-Tabak-Regulierung sein kann, so wie Großbritannien das vormacht. Die Briten verlassen nun aber leider die Europäische Union.

Wie sieht es mit der befürchteten Besteuerung auf europäischer Ebene aus?

Die Besteuerung von E-Zigaretten ist nicht Teil der TPD3. Aber auch hier läuft das Verfahren. Es gibt einen klaren Auftrag des europäischen Rates an die Kommission zur Überarbeitung der Steuerrichtlinie, auch daran wird gearbeitet. Bereits in der ersten Hälfte 2021 ist hier mit Neuigkeiten zu rechnen.

Wohin geht die Reise in etwa?




Kaum zu vermeiden wird sein, dass prinzipiell eine Steuerkategorie für E-Zigaretten geschaffen wird. Wir erhoffen uns aber einen sehr niedrigen Mindeststeuersatz oder sogar einen Steuersatz von Null. Es hat sich ja gezeigt, dass eine Besteuerung vor allem zwei Effekte hat: Die Verdrängung legalen, kontrollierten Geschäfts in den Schwarzmarkt. Und die Rückkehr von Dampfern zur Tabakzigarette. Beides wäre fatal. Nicht durchdachte Steuern führen immer zu unerwünschten Ausweichbewegungen.

Zurück nach Deutschland: Auch hier werden Aromenverbote diskutiert.

Natürlich nehmen wir die Debatte, die von einigen ansatzweise geführt wird, zur Kenntnis. Aktuell gibt es allerdings keine ernsthafteren politischen Bemühungen, einen solchen Weg zu bestreiten. Das ist auch gut so.

Reicht der deutsche Jugendschutz aus?

Der Gateway-Effekt, dass also Jugendliche durch die E-Zigarette zu Rauchern werden, spielt bei uns keine Rolle. Auch regelmäßig dampfende Jugendliche sind extrem selten. Wir sind immer offen für Diskussionen in dieser Richtung, weil der Jugendschutz ein ganz wichtiges und richtiges Anliegen ist. Aber man muss gleichzeitig auch objektiv feststellen: Der Jugendschutz in Deutschland funktioniert sehr gut.

Nikotinfreie Liquids, auch für das sogenannte Shake and Vape, werden ab Anfang 2021 ähnlich strikt reguliert wie nikotinhaltige Liquids. Richtig so?

Dass die Inhaltsstoffe den gleichen Regeln unterliegen, ergibt Sinn. Sie werden ja gleichsam eingeatmet. An anderer Stelle, zum Beispiel bei der Gebrauchsanweisungspflicht, ist man etwas übers Ziel hinausgeschossen. Werbeverbote sehe ich ohnehin wie erwähnt kritisch.

Ist die Zeit, in der viele Dampfer fortgesetzten Wilden Westen fordern und jegliche Regulierung ablehnen, generell vorbei?

Es gab eine steile Kurve des wachsenden Verantwortungsbewusstseins in den vergangenen Jahren. Beispielsweise hat die Branche sich einen Vermarktungskodex gegeben, der breit akzeptiert wird. Generell sind die schwarzen Schafe weniger geworden. Die zunehmende Regulierung hat dafür gesorgt, dass die, die sich an gar keine Regeln halten wollen, es nicht mehr einfach haben. Die geringsten Fortschritte sehe ich, um ehrlich zu sein, bei den Medien. Manches, was dort geschrieben wird, hat nach wie vor fast nichts mit der Realität zu tun – nur der Schaden für uns ist real. Das bereits angesprochene Evali und die aufgeregten Berichte darüber – bei null Betroffenheit in Deutschland – sind dafür ein gutes Beispiel. Ich bleibe aber auch gerade deswegen hoch motiviert. Die Dampfer werden sich nicht unterkriegen lassen, das haben wir schon häufig bewiesen.

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Welche neuen Einschränkungen drohen der E-Zigarette? An welchen Regeln wird in Brüssel gearbeitet? Und wird durch Corona mehr oder weniger gedampft?




Im eGarage-Interview gibt Dustin Dahlmann zu den wichtigsten Themen für Dampfer Auskunft. Der Vorsitzende des deutschen Verbandes BfTG und Präsident des europäischen Zusammenschlusses IEVA, der auch das Unternehmen InnoCigs führt, sieht das vergangene Jahr durchaus als Rückschlag, bleibt aber optimistisch, dass es schnell wieder bergauf geht.

eGarage: Herr Dahlmann, die erste Corona-Welle im Frühjahr hat auch die E-Zigaretten-Branche hart erwischt. Nun ist der zweite starke Anstieg im Gang. Machen Sie sich große Sorgen?

Dustin Dahlmann: Wir sind auf jedes Szenario vorbereitet. Ich bin zudem recht sicher, dass es nicht noch einmal zu Ladenschließungen kommen wird, wie wir sie im Frühjahr des Jahres gesehen haben. Was mir Sorgen macht wie vielen anderen Branchen auch, ist die generelle wirtschaftliche Entwicklung. Auch der Dampfer-Fachhandel ist Einzelhandel. Wenn der Konsum einbricht, weil die Verunsicherung steigt, dann wird es auch uns nicht unberührt lassen.

Ändern die E-Zigaretten-Nutzer konkret ihr Verhalten?

Ein wenig. Es werden zum Beispiel eher Verbrauchsmaterialien nachgefragt als teure Neugeräte. Das konnten wir im Frühjahr beobachten. Ich will hier aber nicht Pessimismus verbreiten, denn eigentlich sind wir wieder auf einem ganz guten Weg. Die Absätze entwickeln sich nach oben. Auch wenn das Niveau vor dem Ausbruch von Erkrankungen in den USA aufgrund illegaler Cannabis-Verdampfer – das hat uns im vergangenen Herbst schwer getroffen – noch nicht ganz erreicht ist.

Also ein verlorenes Jahr?

Wenn Sie so wollen: Ja. Einiges hat uns zurückgeworfen. Aber solche Ups and Downs sind auch nichts völlig Neues. Damit müssen wir schon lange leben. Und wir sind auch immer wieder aufgestanden.

Auf der einen Seite wird neben dem Rauchen wegen Corona von vielen Gesundheitsorganisationen auch vom Dampfen abgeraten. Auf der anderen Seite gehen Forscher der These nach, dass Nikotin sogar helfen könnte gegen Corona – wobei harte Beweise fehlen. Insgesamt: Wie wirkt sich die Pandemie auf die Zahl der Dampfer ihrer Beobachtung nach aus?

Es gibt noch gar kein einziges wissenschaftliches Indiz dafür, dass es durch das Dampfen eher zu einer Infektion mit Corona oder eher zu einem schweren Verlauf kommen könnte. Die Alternative ist außerdem ja fast immer der Rückfall auf die viel schädlichere Zigarette. Wie vor Corona kann man an Raucher nur appellieren aufzuhören, am besten natürlich ohne Alternative. Wenn das nicht funktioniert, dann wenigstens mit der E-Zigarette.

Zur Politik: Das strikte Werbeverbot für Tabak gilt ab 2024 auch für E-Zigaretten. Ein vertretbarer Kompromiss oder eine Niederlage?

Das Werbeverbot ist für unsere Branche natürlich sehr ärgerlich. Man muss aber sagen, dass unsere Branche den Erfolg nicht durch die großen Plakatkampagnen der Tabakindustrie verdankt, sondern durch die unermüdlichen und einfallsreichen selbstständigen Händler in der Fläche, die hervorragend beraten. Gleichzeitig gilt: Es ist aber vor allem deshalb ein Rückschlag, weil im Kern eine weitere Gleichbehandlung von E-Zigarette und Tabak-Zigarette verfestigt wurde. Damit wurde trotz viel wissenschaftlicher Evidenz im Kern nicht anerkannt, dass sich Tabak und E-Zigarette sehr deutlich im Schadpotenzial unterscheiden – um Größenordnungen, wie auch offizielle Stellen, zum Beispiel das Bundesinstitut für Risikobewertung, immer wieder darlegen.

Sie sind Präsident des jüngst gegründeten europäischen Dampfer-Verbandes IEVA. Auch dort bekommen Sie Gegenwind. Der wissenschaftliche Report im Auftrag der EU-Kommission, der sogenannte SCHEER-Report, sieht das Dampfen kritisch.




Die Untersuchung sendet das falsche Signal aus – und ist damit als Entscheidungsgrundlage nicht gut geeignet. Wenn man den Bericht liest, entsteht der Eindruck, dass das Dampfen eine große Gefahr ist. Das Problem ist: Die E-Zigarette wird isoliert betrachtet, es fehlt der Zusammenhang, die Tatsache, dass die E-Zigarette quasi ausschließlich von ehemaligen Rauchern verwendet wird. Und aus meiner Sicht wird zudem wichtige Evidenz nicht ausreichend berücksichtigt – qualitativ hochwertige Studien zeigen inzwischen, dass die E-Zigarette eine klare Hilfe beim Rauchausstieg für viele Menschen sein kann. Ein weiteres Beispiel: Zu Aromen wird wenig vorgebracht an Erkenntnissen. Aber gleichzeitig wird argumentiert, dass sie speziell junge Leute anspricht, hingegen wird nicht dargelegt, dass Aromen gerade für Rauchaussteiger ein wichtiges Argument pro E-Zigarette sind. Wir werden in einer Stellungnahme auf den SCHEER-Report reagieren.

Kann IEVA wirklich effektiv die europäischen Dampferinteressen vertreten? Es sind beileibe nicht alle Mitgliedsstaaten dabei.

Wir haben etwas geschafft, was so noch niemandem gelungen ist. Wir haben inzwischen acht Verbände aus ganz Europa unter dem Dach des IEVA. Griechen, Iren, Belgier, Rumänen, Polen, Italiener und die zwei deutschen Verbände. Das sind zwar in der Tat nicht alle EU-Länder. Aber: Die aktiven Verbände, die kohärent und effektiv arbeiten, sind alle an Bord. Zusätzlich sind noch 13 Unternehmen dabei, darunter auch große chinesische Hersteller, Franzosen und Mitglieder aus dem Baltikum – und sogar Unterstützer aus den USA. Die Motivation aller Beteiligten ist enorm, es macht mir deshalb große persönliche Freude, den Verband zu führen.

Mit dem Engagement im europäischen Verband reagieren Sie auch darauf, dass in Brüssel viele wichtige Weichen gestellt werden. Welche Entscheidungen stehen in den kommenden Jahren an – und wann?

Wir beschäftigen uns bereits intensiv mit der dritten Tabakproduktrichtlinie, der TPD3. Damit können wir nicht früh genug anfangen. Anfang des dritten Quartals 2021 ist mit einem ersten Vorschlag der Europäischen Kommission zu rechnen. Aber in den EU-Fachgremien ist die Arbeit daran bereits gestartet. Viele Europa-Abgeordnete sind neu im Parlament. Da müssen wir zum Teil grundlegende Aufklärung betreiben.

Welche neuen TPD3-Regeln könnten Dampfer einschränken?

Bei den Aromen hegen wir die Befürchtung deutlicher Einschränkungen oder sogar mit Totalverboten konfrontiert zu werden. Denn das ist leider ein Thema in den nationalen Gesetzgebungen in einigen Mitgliedsstaaten. Möglich sind auch weitere Einschränkungen im Verkauf und der Kommunikation. Im negativsten Fall läuft es – das Problem hatte ich für Deutschland bereits angesprochen – auf eine noch weitere Gleichstellung mit der Tabakzigarette hinaus. Im besten Fall können wir klarmachen, dass das nicht gerechtfertigt ist, sondern die E-Zigarette ein wichtiger Baustein in einer Anti-Tabak-Regulierung sein kann, so wie Großbritannien das vormacht. Die Briten verlassen nun aber leider die Europäische Union.

Wie sieht es mit der befürchteten Besteuerung auf europäischer Ebene aus?

Die Besteuerung von E-Zigaretten ist nicht Teil der TPD3. Aber auch hier läuft das Verfahren. Es gibt einen klaren Auftrag des europäischen Rates an die Kommission zur Überarbeitung der Steuerrichtlinie, auch daran wird gearbeitet. Bereits in der ersten Hälfte 2021 ist hier mit Neuigkeiten zu rechnen.

Wohin geht die Reise in etwa?




Kaum zu vermeiden wird sein, dass prinzipiell eine Steuerkategorie für E-Zigaretten geschaffen wird. Wir erhoffen uns aber einen sehr niedrigen Mindeststeuersatz oder sogar einen Steuersatz von Null. Es hat sich ja gezeigt, dass eine Besteuerung vor allem zwei Effekte hat: Die Verdrängung legalen, kontrollierten Geschäfts in den Schwarzmarkt. Und die Rückkehr von Dampfern zur Tabakzigarette. Beides wäre fatal. Nicht durchdachte Steuern führen immer zu unerwünschten Ausweichbewegungen.

Zurück nach Deutschland: Auch hier werden Aromenverbote diskutiert.

Natürlich nehmen wir die Debatte, die von einigen ansatzweise geführt wird, zur Kenntnis. Aktuell gibt es allerdings keine ernsthafteren politischen Bemühungen, einen solchen Weg zu bestreiten. Das ist auch gut so.

Reicht der deutsche Jugendschutz aus?

Der Gateway-Effekt, dass also Jugendliche durch die E-Zigarette zu Rauchern werden, spielt bei uns keine Rolle. Auch regelmäßig dampfende Jugendliche sind extrem selten. Wir sind immer offen für Diskussionen in dieser Richtung, weil der Jugendschutz ein ganz wichtiges und richtiges Anliegen ist. Aber man muss gleichzeitig auch objektiv feststellen: Der Jugendschutz in Deutschland funktioniert sehr gut.

Nikotinfreie Liquids, auch für das sogenannte Shake and Vape, werden ab Anfang 2021 ähnlich strikt reguliert wie nikotinhaltige Liquids. Richtig so?

Dass die Inhaltsstoffe den gleichen Regeln unterliegen, ergibt Sinn. Sie werden ja gleichsam eingeatmet. An anderer Stelle, zum Beispiel bei der Gebrauchsanweisungspflicht, ist man etwas übers Ziel hinausgeschossen. Werbeverbote sehe ich ohnehin wie erwähnt kritisch.

Ist die Zeit, in der viele Dampfer fortgesetzten Wilden Westen fordern und jegliche Regulierung ablehnen, generell vorbei?

Es gab eine steile Kurve des wachsenden Verantwortungsbewusstseins in den vergangenen Jahren. Beispielsweise hat die Branche sich einen Vermarktungskodex gegeben, der breit akzeptiert wird. Generell sind die schwarzen Schafe weniger geworden. Die zunehmende Regulierung hat dafür gesorgt, dass die, die sich an gar keine Regeln halten wollen, es nicht mehr einfach haben. Die geringsten Fortschritte sehe ich, um ehrlich zu sein, bei den Medien. Manches, was dort geschrieben wird, hat nach wie vor fast nichts mit der Realität zu tun – nur der Schaden für uns ist real. Das bereits angesprochene Evali und die aufgeregten Berichte darüber – bei null Betroffenheit in Deutschland – sind dafür ein gutes Beispiel. Ich bleibe aber auch gerade deswegen hoch motiviert. Die Dampfer werden sich nicht unterkriegen lassen, das haben wir schon häufig bewiesen.

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