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E-Zigarette beim Rauchstopp knapp vor Medikamenten

24. September 2023By JJS

Dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen, ist wissenschaftlich gut belegt. Zusammengefasst werden die Ergebnisse regelmäßig von sogenannten Cochrane-Reviews zum Thema.




Die Cochrane Collaboration ist die vermutlich glaubwürdigste unabhängige Institution der Welt, wenn es um die übergreifende Bewertung von wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen geht. Dass diese Erkenntnisse unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation WHO systematisch ignoriert werden, die weiterhin behauptet, die Forschungslage sei “unklar” (inconclusive), überrascht. Denn Cochrane schreibt längst davon, dass die Studienlage “hohe Sicherheit” für ihr Urteil zulasse.

E-Zigaretten helfen also gesichert beim Rauchstopp. Genauer gesagt verdoppeln sie ungefähr die Abstinenz im Vergleich zu Stopp-Versuchen ohne Hilfsmittel und schneiden, auch so viel war bislang schon gut ersichtlich, besser ab als die einfache Gabe von Nikotinersatzprodukten, zum Beispiel Kaugummis und Pflastern.

Wie sieht es allerdings im Vergleich zu anderen Hilfsmitteln aus, insbesondere Rauchstopp-Medikamenten? Dazu gab es bislang keine umfassende Übersicht, sondern nur punktuelle Studien. Das hat sich jüngst geändert und ist eine wichtige Neuerung beim Wissensstand über Hilfen beim Rauchstopp. Denn Cochrane hat genau dazu kürzlich eine sogenannte Meta-Analyse veröffentlicht. Das heißt, es wurden systematisch über 300 Studien ausgewertet und in Bezug zueinander gesetzt. Nur der Vollständigkeit halber: Studien, bei denen entweder durch das Design oder durch Sponsoring und andere Abhängigkeiten von E-Zigaretten- und Tabakindustrie infrage stand, ob sie aussagekräftig sind, wurden aussortiert. “Das veränderte die Ergebnisse nicht”, heißt es zusammenfassend.

Drei Optionen sind für den Rauchstopp klar wirksam

Und diese Ergebnisse sehen die nikotinhaltige E-Zigarette knapp vor den wirksamsten Arzneien. Während ohne “Intervention” nur sechs Rauchern der Abschied von der Zigarette gelang, sind es mit E-Zigaretten 14 von Hundert Rauchern, denen der vollständige Umstieg oder die komplette Nikotin-Abstinenz glückte. Dabei ging es um Abstinenz von sechs Monaten oder mehr. Um genau sein: Die Chance, es zu schaffen, lag für die Probanden der Studien 2,37 Mal höher. Knapp dahinter landete das Medikament Varenicline mit einem Rauchstopp-Faktor von 2,33. Ebenfalls gut schnitt Cytisine 2,21 ab, auch damit schafften mehr als doppelt so viele den Rauchstopp. Varenicline ist vor allem unter dem Vertriebsnamen Champix bekannt. Diese Ergebnisse gelten als belastbar, die “Erkenntnissicherheit” sei “hoch”. Champix wirkt, indem Nikotin weniger wirksam ist und gleichzeitig die Entzugssymptome schwächer ausfallen. Häufig wird es für 24 Wochen genommen. Eine häufige Nebenwirkung ist Übelkeit.

Andere Medikamente und Methoden lagen weit abgeschlagen dahinter. Sie steigerten die Zahl der Rauchstopper unter 100 Probanden um maximal drei. Bupropion (Handelsname Zyban), das neben Champix in Deutschland offenbar häufig ärztlich verschrieben wird, schnitt ebenfalls nicht gut bei der Wirksamkeit ab.  Auch nikotinfreie E-Zigaretten zeigten kaum Rauchstopp-Wirkung. Für das Science Media Centre ordnete Caitlin Notley, Professorin für Suchtwissenschaften der britischen University of East Anglia, die Ergebnisse ein. Sie sagte, die Ergebnisse zeigten, dass E-Zigaretten, Vareniclin und Cytisin allesamt wirksame Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung seien. “Da Vareniclin derzeit im Vereinigten Königreich nicht auf Rezept erhältlich ist und Cytisin nicht weit verbreitet ist, sind E-Zigaretten eine leicht zugängliche und wirksame Maßnahme, um Rauchern zu helfen, mit dem Rauchen vollständig aufzuhören”, sagte sie mit Bezug auf die Situation in Großbritannien.




Ob die E-Zigarette mit Nikotin damit klar die beste Rauchstopp-Option ist? Sie unterscheidet sich jedenfalls stark von der Medikamentengabe. Der mit Abstand größte Vorteil dürfte sein, dass kein Arztbesuch nötig ist, das Dampfen also viel mehr Menschen ohne Zutun von Institutionen erreicht. Möglicherweise sogar ohne feste Rauchstopp-Absicht. Für viele Raucher ist zudem attraktiv, dass der Habitus des Einatmens erhalten bleibt. Auf der anderen Seite wird dann häufig dauerhaft gedampft. Die Gesundheitsrisiken sind dabei gesichert deutlich kleiner als bei der Tabakzigarette, aber nicht null. Die Studie sieht genau hier auch noch Forschungsbedarf: Es sei wichtig, in Zukunft klarer sagen zu können, wie die Gesundheitsrisiken der Option E-Zigarette im Vergleich zur Option Medikament ausfallen.

Vermutlich – dies ist allerdings keine wissenschaftlich gesicherte Einschätzung – ist es wie häufig im Leben: Für unterschiedliche Situationen und Typen bieten sich unterschiedliche Rauchstopp-Optionen an.

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24. September 2023By JJS

Dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen, ist wissenschaftlich gut belegt. Zusammengefasst werden die Ergebnisse regelmäßig von sogenannten Cochrane-Reviews zum Thema.




Die Cochrane Collaboration ist die vermutlich glaubwürdigste unabhängige Institution der Welt, wenn es um die übergreifende Bewertung von wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen geht. Dass diese Erkenntnisse unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation WHO systematisch ignoriert werden, die weiterhin behauptet, die Forschungslage sei “unklar” (inconclusive), überrascht. Denn Cochrane schreibt längst davon, dass die Studienlage “hohe Sicherheit” für ihr Urteil zulasse.

E-Zigaretten helfen also gesichert beim Rauchstopp. Genauer gesagt verdoppeln sie ungefähr die Abstinenz im Vergleich zu Stopp-Versuchen ohne Hilfsmittel und schneiden, auch so viel war bislang schon gut ersichtlich, besser ab als die einfache Gabe von Nikotinersatzprodukten, zum Beispiel Kaugummis und Pflastern.

Wie sieht es allerdings im Vergleich zu anderen Hilfsmitteln aus, insbesondere Rauchstopp-Medikamenten? Dazu gab es bislang keine umfassende Übersicht, sondern nur punktuelle Studien. Das hat sich jüngst geändert und ist eine wichtige Neuerung beim Wissensstand über Hilfen beim Rauchstopp. Denn Cochrane hat genau dazu kürzlich eine sogenannte Meta-Analyse veröffentlicht. Das heißt, es wurden systematisch über 300 Studien ausgewertet und in Bezug zueinander gesetzt. Nur der Vollständigkeit halber: Studien, bei denen entweder durch das Design oder durch Sponsoring und andere Abhängigkeiten von E-Zigaretten- und Tabakindustrie infrage stand, ob sie aussagekräftig sind, wurden aussortiert. “Das veränderte die Ergebnisse nicht”, heißt es zusammenfassend.

Drei Optionen sind für den Rauchstopp klar wirksam

Und diese Ergebnisse sehen die nikotinhaltige E-Zigarette knapp vor den wirksamsten Arzneien. Während ohne “Intervention” nur sechs Rauchern der Abschied von der Zigarette gelang, sind es mit E-Zigaretten 14 von Hundert Rauchern, denen der vollständige Umstieg oder die komplette Nikotin-Abstinenz glückte. Dabei ging es um Abstinenz von sechs Monaten oder mehr. Um genau sein: Die Chance, es zu schaffen, lag für die Probanden der Studien 2,37 Mal höher. Knapp dahinter landete das Medikament Varenicline mit einem Rauchstopp-Faktor von 2,33. Ebenfalls gut schnitt Cytisine 2,21 ab, auch damit schafften mehr als doppelt so viele den Rauchstopp. Varenicline ist vor allem unter dem Vertriebsnamen Champix bekannt. Diese Ergebnisse gelten als belastbar, die “Erkenntnissicherheit” sei “hoch”. Champix wirkt, indem Nikotin weniger wirksam ist und gleichzeitig die Entzugssymptome schwächer ausfallen. Häufig wird es für 24 Wochen genommen. Eine häufige Nebenwirkung ist Übelkeit.

Andere Medikamente und Methoden lagen weit abgeschlagen dahinter. Sie steigerten die Zahl der Rauchstopper unter 100 Probanden um maximal drei. Bupropion (Handelsname Zyban), das neben Champix in Deutschland offenbar häufig ärztlich verschrieben wird, schnitt ebenfalls nicht gut bei der Wirksamkeit ab.  Auch nikotinfreie E-Zigaretten zeigten kaum Rauchstopp-Wirkung. Für das Science Media Centre ordnete Caitlin Notley, Professorin für Suchtwissenschaften der britischen University of East Anglia, die Ergebnisse ein. Sie sagte, die Ergebnisse zeigten, dass E-Zigaretten, Vareniclin und Cytisin allesamt wirksame Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung seien. “Da Vareniclin derzeit im Vereinigten Königreich nicht auf Rezept erhältlich ist und Cytisin nicht weit verbreitet ist, sind E-Zigaretten eine leicht zugängliche und wirksame Maßnahme, um Rauchern zu helfen, mit dem Rauchen vollständig aufzuhören”, sagte sie mit Bezug auf die Situation in Großbritannien.




Ob die E-Zigarette mit Nikotin damit klar die beste Rauchstopp-Option ist? Sie unterscheidet sich jedenfalls stark von der Medikamentengabe. Der mit Abstand größte Vorteil dürfte sein, dass kein Arztbesuch nötig ist, das Dampfen also viel mehr Menschen ohne Zutun von Institutionen erreicht. Möglicherweise sogar ohne feste Rauchstopp-Absicht. Für viele Raucher ist zudem attraktiv, dass der Habitus des Einatmens erhalten bleibt. Auf der anderen Seite wird dann häufig dauerhaft gedampft. Die Gesundheitsrisiken sind dabei gesichert deutlich kleiner als bei der Tabakzigarette, aber nicht null. Die Studie sieht genau hier auch noch Forschungsbedarf: Es sei wichtig, in Zukunft klarer sagen zu können, wie die Gesundheitsrisiken der Option E-Zigarette im Vergleich zur Option Medikament ausfallen.

Vermutlich – dies ist allerdings keine wissenschaftlich gesicherte Einschätzung – ist es wie häufig im Leben: Für unterschiedliche Situationen und Typen bieten sich unterschiedliche Rauchstopp-Optionen an.

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