Gerade schrieben wir noch darüber, nun ist er da: Die neue Drogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) hat am heutigen Dienstag den Drogen- und Suchtbericht 2019 vorgestellt. Ludwig bezog in der Pressekonferenz anlässlich der Präsentation sehr deutlich Stellung gegen die E-Zigarette (Video hier). Grund ist die Debatte um das Werbeverbot für Tabakprodukte und E-Zigaretten. Das Deutschland noch kein Verbot erlassen habe, sei “kein Ruhmesblatt”. Es sollten weder die Tabakzigarette noch Tabakerhitzer in der Außenwerbung stattfinden und “deswegen muss es aber auch so sein, dass E-Zigaretten künftig nicht mehr in der Außenwerbung stattfinden dürfen”.
Man kann unterschiedlicher Ansichten darüber haben, ob die E-Zigarette in ein umfassendes Werbeverbot inkludiert werden sollte. Einiges spricht dafür. Eine mögliche Sichtweise: Suchtmittel gehören generell nicht beworben (wobei das bedeuten würde, auch gegen Alkoholwerbung zu sein). Einiges spricht aber auch dagegegen, vor allem, dass die weniger schädliche Alternative zum Rauchen dann nur noch schwerer ihren Weg zu Rauchern finden wird, die gerne aufhören wollen, es bislang aber nicht geschafft haben. Eine schwierige, komplexe Frage.
Zur Begründung wurde Ludwig allerdings sehr deutlich. “Wir merken aber, dass die E-Zigarette bei jungen Menschen massiv gut ankommt”, sagte sie. Die E-Zigarette sei stark im Kommen, sie sei “ein bisschen ein In-Produkt”, das teils “aggressiv” beworben würde, man wisse aber nicht, wie schädlich sie sei. Der Sack beim Tabakwerbeverbot müsse nun zugemacht werden, halbe Schritte beim Werbeverbot – “bei der E-Zigarette gucken wir noch” – seien jetzt falsch.
Allerdings deckt der Bericht, den Ludwig vorstellte, die Aussage, die E-Zigarette komme bei jungen Menschen “massiv gut an” nicht. Die Benutzung ist in dieser Gruppe auch nicht “im Kommen”. Auf Seite 36 des Reports findet sich die Prävalenz, also die Verbreitung, des aktuellen E-Zigaretten-Konsums. Der ist bei Jugendlichen regelrecht abgestürzt, wie die von der Debra erhobenen Umfrage-Zahlen zeigen. Dabei handelt es sich um die 1-Jahres-Prävalenz, die sogar umstritten ist, weil sie viele Probierer mit einschließt. 2016 haben demnach 2,3 Prozent aller 14- bis 17-Jährigen gedampft, 2017 waren es dann 2,9 Prozent. 2018 kam der Absturz auf nur noch 0,8 Prozent und 2019 waren es kaum veränderte 0,9 Prozent. Die Jugend interessiert sich demnach kaum noch für E-Zigaretten.
Auch bei den 18- bis 24-Jährigen ging die Zahl der Nutzer deutlich zurück in den vergangenen Jahren. Bei den 25- bis 64-Jährigen stieg sie dagegen deutlich an. In diesen Gruppen sind angesichts der hohen Verbreitung des Tabakkonsums in Deutschland viele langjährige Raucher, die mit Hilfe der E-Zigarette womöglich den Tabakkonsum reduzieren oder gar ganz aufhören zu rauchen.