Die Anderen

Seit ich dampfe – und das mit wachsender Begeisterung und nie endender Liquid-Mischungswut – habe ich innerhalb von zwei Wochen meinen täglichen Zigarettenkonsum drastisch, ohne Probleme und Entzugserscheinungen von 15 Lungenstäbchen auf eine maximal zwei Zigaretten reduziert.

Am spannendsten sind aber die Reaktionen meiner meist rauchenden Freunde: Erst große Neugierde, Skepsis und Ungläubigkeit, dann versuchen sie mal das Dampfen, sind überrascht von dem Geschmack, dem leckeren Duft, wie es durchzieht und wollen nur noch wissen, wie es bei mir weitergeht. Sie kennen mich ja nur stets mit Zigarette. Na ja. Plötzlich werde ich von ihnen überschwemmt mit Mails mit Hinweisen auf Internetseiten, Veröffentlichungen, TV-Beiträgen und Zeitungsbeiträgen zu E-Zigaretten und der Gesundheitsgefährdung durch „richtige“ Zigaretten.

Das mit den Glimmstängeln war‘s dann wohl. Ich fühle mich nicht mehr gedrängt, eine Zigaretten – nur um kein Geld zu vergeuden – bis zum Ende zu rauchen, takte meine Zeit auch nicht nach Zigarettenlängen, bin auch nicht mehr stets auf der Suche nach Aschenbechern in der Öffentlichkeit, brauche auch keine Kippe mehr aus dem Autofenster zu werfen, kein fröstelndes Lüften der Wohnung nach dem Rauchen, kein Dauerschielen auf sich leerende Packungen ohne Tanke, Zigarettenautomat oder Büdchen in der Nähe, kein nervöses Suchen nach Feuerzeug oder Bitten um Streichhölzer – bietet kaum noch ein Lokal als giveaways an – und endlich ein Freund, der nicht mehr zetert, wenn ich rauche. Er hat sich schlau gemacht und meint, E-Zigarette ist besser als Lungenbrötchen.

Die Wohnung ist jetzt erfüllt von einem süßlichen Duft von bitterer Schokolade, Mango und ein bisschen leichter Orienttabak. Heute habe ich meine letzte übrige Schachtel Zigaretten weggeworfen. Ich dampfe begeistert. Und viele meiner Freundinnen werden umsteigen, wenn ich in den nächsten Wochen trotz Weihnachtsgans und Christstollen nicht zugenommen haben werde.

Ich vergaß zu erzählen, dass ich jahrelang in der Zigarettenindustrie gearbeitet habe und überzeugt gegen Rauchverbote eingetreten bin – eigentlich genieße ich das Essen auch gerne ohne Tabakgeruch. Jetzt dampfe ich mit Begeisterung und freue mich immer wieder auf „meine“ neue Mischung ganz nach Lust und Laune. Und wenn das so weitergeht werden wir immer mehr Dampfer. Welcome to the club.