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Der Detail-Blick auf die Debra-Zahlen

8. January 2023By JJS

Die Debra-Studie gilt als wichtigstes Barometer für das Rauch-(und Dampf-)Verhalten in Deutschland. Zwischen Weihnachten und Neujahr rückte der “Spiegel” die neuesten Ergebnisse der alle zwei Monate stattfindenden repräsentativen Umfrage prominent in den Fokus.




“Hunderttausende Jugendliche fangen mit dem Rauchen an”, lautete die Überschrift. Studienleiter Daniel Kotz warnte bezüglich jugendlicher Raucher: “In diesem Alter ist das Gehirn noch in der Entwicklung. Wenn es dann mit Nikotin angefixt wird, ist Suchtgefahr fürs Leben extrem groß.” Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich zu den Ergebnissen und sprach von einem “sehr großen Grund zur Sorge”.

Inzwischen liegen die Zahlen nicht nur dem Spiegel vor, sondern sind vollständig und offiziell auf der Seite der “Deutschen Befragung zum Rauchverhalten” veröffentlicht worden. Der Blick auf die Ergebnisse zum Tabakkonsum zeigt, dass die Alarmstimmung gerechtfertigt ist. Die Tabakprävalenz – also die Zahl der Befragten, die angeben, derzeit zu rauchen – lag in der Befragungswelle Oktober/November bei 35,5 Prozent. Im Schnitt der vergangenen drei Befragungen liegt der Wert sogar noch etwas höher. Es handelt sich also nicht um einen statistischen Ausreißer, vor dem auch repräsentative Befragungen nicht vollständig gefeit sind, sondern um einen klaren Trend. Auch die “Hoffnung”, dass die Corona-Pandemie zu Verzerrungen bei der Befragung geführt haben könnte, weil sich zum Beispiel eine etwas andere Gruppe erreicht wird mit den Online-Umfragen durch Lockdowns und andere Einschränkungen, ist damit passé. Der Alltag hat sich schließlich weitgehend normalisiert.




Das Jugendrauchen ist zurück

Es führt wohl kein Weg mehr an der Bestandsaufnahme vorbei: Seit 2020/2021, als sie in der Regel unter oder um die 30 Prozent lag, ist die Raucherquote sehr deutlich gestiegen, auch wenn zeitlich deutlich hinterherhinkende Quellen wie das Statistische Bundesamt und Eurostat dies noch nicht abbilden. Angesichts der Folgen des Rauchens ist das allein in der Tat eine sehr schlechte Nachricht. Hinzu kommt: Die Zahl der Rauchstopps ist auf einem historischen (Debra-)Tief. Nur acht Prozent der Raucher machten im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen ernsthaften Versuch. 2017 waren es etwa doppelt so viele, davor sogar noch mehr.

Noch dramatischer wird die Bestandsaufnahme, wenn man sich die Aufsplittung nach Altersgruppen anschaut. Statt knapp 31 Prozent der 18- bis 24-Jährigen (2021) rauchten 2022 knapp 36 Prozent. Und bei den 14- bis 17-Jährigen, die in Deutschland weder in der Öffentlichkeit rauchen noch Tabak kaufen dürfen, verdoppelte sich die Quote beinahe. Sie stieg innerhalb eines Jahres von 8,7 auf 15,9 Prozent. Das Jugendrauchen, von dem man dachte, es werde zunehmend gegen null tendieren, ist zurück. Selbst 2016 und 2017 hatte die Quote mit etwas über zwölf Prozent deutlich niedriger gelegen.




E-Zigarette unter dem Radar?

Im Vergleich dazu erscheint die E-Zigarette sogar bei Jugendlichen ein verhältnismäßig kleines Problem zu sein – auch wenn die Zahlen ebenfalls Anlass zur Besorgnis geben. Denn anders als bei jungen und älteren Erwachsenen, die häufig dampfen, weil ihnen damit der Rauchstopp gelingt, ist das bei noch nicht Volljährigen vermutlich nicht besonders häufig der Fall. Sie haben noch keine langjährige Tabaksucht”karriere” hinter sich. Nun gaben vier Prozent aller 18- bis 24-Jährigen an, zuletzt E-Zigaretten genutzt zu haben. Das ist ein gutes Stück mehr als 2020 (2,2 Prozent) und 2021 (2,4 Prozent). Bei den 14- bis 17-Jährigen ist der Sprung sogar noch größer: Von 1,6 und 0,5 Prozent in den Vorjahren auf nun 2,5 Prozent.

Allerdings waren die Zahlen schon einmal auf diesem Niveau und sogar höher. 2016 und 2017 lagen die Anteile junger Dampfer über dem Ergebnis für 2022. Zudem sind die Schwankungen in der Statistik groß, da die absoluten Zahlen der E-Zigaretten-Nutzung niedrig sind.

Es bleibt also noch abzuwarten, ob der Hype um die problematischen Einweg-E-Zigaretten (“Disposables”) zu einer besorgniserregenden Entwicklung führt. Die ersten Anzeichen dafür sind leider zu sehen, aber noch ragen sie nicht deutlich aus dem statistischen Rauchen und der Vergangenheit heraus. Im Vergleich zur wirklich katastrophalen Lage beim Tabakrauch ist die Situation längst nicht so dramatisch – vor allem, wenn der deutlich geringere Gesundheitsschaden berücksichtigt wird. Es ist deshalb auch richtig, dass sich der “Spiegel”, Wissenschaftler Daniel Kotz und der Bundesgesundheitsminister vor allem auf das Rauchen konzentriert haben bei ihren Einschätzungen.

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Die Debra-Studie gilt als wichtigstes Barometer für das Rauch-(und Dampf-)Verhalten in Deutschland. Zwischen Weihnachten und Neujahr rückte der “Spiegel” die neuesten Ergebnisse der alle zwei Monate stattfindenden repräsentativen Umfrage prominent in den Fokus.




“Hunderttausende Jugendliche fangen mit dem Rauchen an”, lautete die Überschrift. Studienleiter Daniel Kotz warnte bezüglich jugendlicher Raucher: “In diesem Alter ist das Gehirn noch in der Entwicklung. Wenn es dann mit Nikotin angefixt wird, ist Suchtgefahr fürs Leben extrem groß.” Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) äußerte sich zu den Ergebnissen und sprach von einem “sehr großen Grund zur Sorge”.

Inzwischen liegen die Zahlen nicht nur dem Spiegel vor, sondern sind vollständig und offiziell auf der Seite der “Deutschen Befragung zum Rauchverhalten” veröffentlicht worden. Der Blick auf die Ergebnisse zum Tabakkonsum zeigt, dass die Alarmstimmung gerechtfertigt ist. Die Tabakprävalenz – also die Zahl der Befragten, die angeben, derzeit zu rauchen – lag in der Befragungswelle Oktober/November bei 35,5 Prozent. Im Schnitt der vergangenen drei Befragungen liegt der Wert sogar noch etwas höher. Es handelt sich also nicht um einen statistischen Ausreißer, vor dem auch repräsentative Befragungen nicht vollständig gefeit sind, sondern um einen klaren Trend. Auch die “Hoffnung”, dass die Corona-Pandemie zu Verzerrungen bei der Befragung geführt haben könnte, weil sich zum Beispiel eine etwas andere Gruppe erreicht wird mit den Online-Umfragen durch Lockdowns und andere Einschränkungen, ist damit passé. Der Alltag hat sich schließlich weitgehend normalisiert.




Das Jugendrauchen ist zurück

Es führt wohl kein Weg mehr an der Bestandsaufnahme vorbei: Seit 2020/2021, als sie in der Regel unter oder um die 30 Prozent lag, ist die Raucherquote sehr deutlich gestiegen, auch wenn zeitlich deutlich hinterherhinkende Quellen wie das Statistische Bundesamt und Eurostat dies noch nicht abbilden. Angesichts der Folgen des Rauchens ist das allein in der Tat eine sehr schlechte Nachricht. Hinzu kommt: Die Zahl der Rauchstopps ist auf einem historischen (Debra-)Tief. Nur acht Prozent der Raucher machten im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen ernsthaften Versuch. 2017 waren es etwa doppelt so viele, davor sogar noch mehr.

Noch dramatischer wird die Bestandsaufnahme, wenn man sich die Aufsplittung nach Altersgruppen anschaut. Statt knapp 31 Prozent der 18- bis 24-Jährigen (2021) rauchten 2022 knapp 36 Prozent. Und bei den 14- bis 17-Jährigen, die in Deutschland weder in der Öffentlichkeit rauchen noch Tabak kaufen dürfen, verdoppelte sich die Quote beinahe. Sie stieg innerhalb eines Jahres von 8,7 auf 15,9 Prozent. Das Jugendrauchen, von dem man dachte, es werde zunehmend gegen null tendieren, ist zurück. Selbst 2016 und 2017 hatte die Quote mit etwas über zwölf Prozent deutlich niedriger gelegen.




E-Zigarette unter dem Radar?

Im Vergleich dazu erscheint die E-Zigarette sogar bei Jugendlichen ein verhältnismäßig kleines Problem zu sein – auch wenn die Zahlen ebenfalls Anlass zur Besorgnis geben. Denn anders als bei jungen und älteren Erwachsenen, die häufig dampfen, weil ihnen damit der Rauchstopp gelingt, ist das bei noch nicht Volljährigen vermutlich nicht besonders häufig der Fall. Sie haben noch keine langjährige Tabaksucht”karriere” hinter sich. Nun gaben vier Prozent aller 18- bis 24-Jährigen an, zuletzt E-Zigaretten genutzt zu haben. Das ist ein gutes Stück mehr als 2020 (2,2 Prozent) und 2021 (2,4 Prozent). Bei den 14- bis 17-Jährigen ist der Sprung sogar noch größer: Von 1,6 und 0,5 Prozent in den Vorjahren auf nun 2,5 Prozent.

Allerdings waren die Zahlen schon einmal auf diesem Niveau und sogar höher. 2016 und 2017 lagen die Anteile junger Dampfer über dem Ergebnis für 2022. Zudem sind die Schwankungen in der Statistik groß, da die absoluten Zahlen der E-Zigaretten-Nutzung niedrig sind.

Es bleibt also noch abzuwarten, ob der Hype um die problematischen Einweg-E-Zigaretten (“Disposables”) zu einer besorgniserregenden Entwicklung führt. Die ersten Anzeichen dafür sind leider zu sehen, aber noch ragen sie nicht deutlich aus dem statistischen Rauchen und der Vergangenheit heraus. Im Vergleich zur wirklich katastrophalen Lage beim Tabakrauch ist die Situation längst nicht so dramatisch – vor allem, wenn der deutlich geringere Gesundheitsschaden berücksichtigt wird. Es ist deshalb auch richtig, dass sich der “Spiegel”, Wissenschaftler Daniel Kotz und der Bundesgesundheitsminister vor allem auf das Rauchen konzentriert haben bei ihren Einschätzungen.

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