Dampfende Restaurants

Jetzt habe ich, glaube ich wenigstens, den Rubikon und meinen allerletzten inneren Schweinehund überschritten und besiegt – beide hatte sowieso keine Chance gegen meinen festen Willen und tiefen Wunsch, immer und fast überall zu dampfen.

An einem Tag habe ich gleich zwei Lokalitäten dampfend gestürmt und die Mauern „geschliffen“. Zum Frühstück traf ich mich mit einem Kollegen aus einer fernen und großen Stadt an der Alster, der mit mir meine Zigarettenzeit teilte und begleitete, in einem „mittigen“ Lokal, um uns über Dies und Das in der Politik und der Wirtschaft – und Wirtschaften – auszutauschen.

Na klar, dabei redet man sich die Köpfe heiß und diskutiert über die Unzulänglichkeiten der handelnden Personen und Repräsentanten. Da hilft irgendwann kein noch so leckerer Kaffee, da muss ich dampfen. Und schon hole ich meine E-Zigarette aus der Tasche, lege sie zuerst vorsichtig auf den Tisch – zum Staunen meines Begleiters. Und warte ab. Nichts passiert, außer dass ich nun wirklich daran ziehen möchte. Und dann tue ich es und genehmige mir einen tiefen duftenden und warmen Zug aus meinem E-Teilchen, und gleich noch einen hinterher. Und warte erneut. Wieder passiert nichts, weder Widerspruch an den angrenzenden Tischen noch von dem emsig umherwuselnden Personal. Na dann, Dampf frei und noch mehr Genuss und Gespräche.

Am Mittag folgt sogleich der nächste Text, diesmal in einem feinen Restaurant in einem anderen Stadtteil – das lukullische Einläuten des Wochenendes mit einer Freundin. Die staunte gleichfalls mit großen Augen auf mein erst vorsichtiges Herausgramens meiner E-Zigarette, dann meines ersten Dampfens noch leicht versteckt – ohne Reaktion, alles genau wie morgens. Nach einem leckeren Mittagstisch geht nichts über eine dampfende weitere Köstlichkeit. Und keiner macht Theater. Hoffentlich bleibt das noch lange so, dann leben alle Dampfer und Nicht-Dampfer in Freude miteinander, Tisch an Tisch.