Sorry, wenn wir zum zweiten Male innerhalb weniger Tage polemisch werden – es gibt immer wieder Anlass dazu.
Die Mittelbayerische Zeitung berichtet von einem Referat eines Mediziners vor Schülern einer zehnten Klasse. Das ist eine tolle Sache, wie die Gesundheitsaufklärung an der Realschule Neutraubling läuft. Da hält ein Mediziner einen Vortrag und erläutert den jungen Zuhörern die Gefahren des Rauchens und des Dampfens.
Wir unterstellen mal, dass der Vortrag Hand und Fuß hat.
Konsumenten werden immer jünger?
Bei dem Autor oder der Autorin dieser Geschichte sind wir uns aber nicht ganz sicher, ob das Geschriebene tatsächlich so gesagt wurde. Oder ob da möglicherweise schon mal mit Vorurteilen getextet wurde.
Da heißt es zum Beispiel: „Kein Wunder, dass die neuen Lifestyle-Produkte besonders auf Jugendliche anziehend wirken und die Konsumenten von E-Zigarette und E-Shisha immer jünger werden.“ Wir wissen nicht, woher dieses Wissen stammt. Wir wissen allerdings, dass E-Shishas und E-Zigaretten nicht in einen Topf gehören. Und wir wissen, dass Jugendliche gern etwas ausprobieren – aber nicht in Mengen bei der E-Zigarette hängen bleiben.
Ausprobieren ist eben nicht Konsum, urteilte auch die Ärztezeitung und zitierte entsprechende Zahlen. Nicht mal ein Fünftel der Jugendlichen hatte E-Zigaretten probiert. Der Umfrage zufolge reduzieren sich die Zahlen, wenn es um den Gebrauch in den letzten vier Wochen geht, drastisch.
Jugendschutzgesetz gilt auch in Bayern
Ganz abgesehen davon, liebe Kollegen von der Mittelbayerischen Zeitung, sind E-Zigaretten und Liquids nicht im Kiosk neben Gummibärchen und Schokolade zu finden. Wenn es tief in der Provinz so sein sollte, wäre das ein klarer Gesetzesverstoß. Das ist aber sehr unwahrscheinlich. Denn seit dem 1. April vergangenen Jahres wurde das Jugendschutzgesetz geändert, um die Abgabe von E-Zigaretten an Minderjährige zu verbieten. Das Gesetz sollte auch in Bayern gelten.
Das Fazit des Textes spricht Bände
„Rauchen ist nicht harmlos, auch wenn es nach Kaugummi schmeckt oder nach Ananas riecht“, heißt es da bei der Mittelbayerischen weiter. Wir beschäftigen uns schon lange mit diesem Thema, aber wir haben noch keine Zigarette erlebt, die nach Kaugummi schmeckt oder nach Ananas riecht. Das können nur E-Zigaretten – und die werden nicht geraucht, sondern gedampft. Das Fazit des Zeitungstextes: „Es schädigt immer den Körper“ – das kann durchaus sein, darüber lässt sich trefflich streiten. Allerdings: „Die E-Zigarette sei also doch ein Wolf im Schafspelz“ sollte man so nicht stehen lassen. Denn eben genau das ist nicht erwiesen, wie es vorher in dem Text heißt.