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Ärzte diskutieren intensiv über E-Zigarette
Eines vorweg: Es ist bemerkenswert, dass auch im deutschen Gesundheitswesen endlich intensiv über die E-Zigarette gesprochen wird – die Diskussion ist aber keineswegs abgeschlossen, sondern wird teils kontrovers geführt.
Das wurde auf dem 1. Karlsruher Präventionstag deutlich, zum dem vorige Woche das dortige städtische Klinikum ins noble Palais Solms geladen hatte. „Rauchentwöhnung – Utopie oder machbar“ lautete die Überschrift – und der Chef der Gefäßchirurgie, Professor Martin Storck, machte gleich zu Anfang deutlich, dass sehr viel getan werde im Gesundheitssystem, um das Fortschreiten von Krankheiten zu vermeiden. Aber bei den einfachen Dingen, der Prävention, komme man nicht so richtig vorwärts. Insbesondere die Rauchprävention, also letztlich der Rauchstopp, sei ein enorm wichtiges Ziel weil die Auswirkungen von Tabak auf die Gesundheit so verheerend seien.
Eine kurze Zusammenfassung per Video hat eGarage erstellt, die weitere Dokumentation folgt in den kommenden Tagen:
Gleich in ihren Grußworten machte die grüne Bürgermeisterin von Karlsruhe, Bettina Lisbach, deutlich, dass Tabakerhitzer und E-Zigaretten an dem Abend eine wichtige Rolle spielen würden – und betonte, dass diese erheblich weniger Schadstoffe freisetzen würden und „im Idealfall“ ein erster Schritt sein könnten, um vom Nikotin ganz loszukommen, sie seien aber gleichzeitig durchaus „umstritten“.
Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) stellte in ihrem Überblicksvortrag heraus, dass „Größenordnungen“, zwischen Tabakprodukten und den Ersatzmöglichkeiten wie der E-Zigarette liegen würden. Es gebe zwar noch keine Langzeitstudien, aber E-Zigaretten seien sehr sicher, dies würden umfangreiche Auswertungen belegen, deutlich weniger schädlich als Tabak. Auch Tabakerhitzer reduzierten die Schadstoffbelastung, wenn auch nicht so deutlich.
Wichtig sei aber auch die Frage, ob Jugendliche einstiegen und ob es einen Nutzen beim Rauchstopp gebe. Schaue man sich die Schlagzeilen an, könne der Eindruck entstehen, „für Jugendliche gibt es nichts mehr anderes als die E-Zigarette“. In Deutschland sei das aber nicht der Fall. Der regelmäßige Konsum sei sehr, sehr selten. Fast ausschließlich aktuelle und ehemalige Raucher nutzten die E-Zigarette. Auch bei Jugendlichen seien Tabakprodukte weiterhin „das Hauptprodukt“.
DKFZ: Politik hat großen Einfluss
Und der Nutzen beim Rauchstopp? Da müsse man differenziert hinschauen, so Mons – und die Informationen durch die Medien seien bei diesem Thema auch insgesamt präziser. Eine „sehr gute“ Studie aus dem vorigen Jahr habe gezeigt, dass die Chance, mit dem Rauchen aufzuhören, durch die E-Zigarette sich knapp verdopple im Vergleich zu medizinischen Nikotinersatzprodukten.
Mons betonte, alle drei Faktoren der Alternative E-Zigarette – Gesundheitsrisiko, Attraktivität für Jugendliche und Nichtraucher und Nutzen beim Rauchstopp – ließen sich durch die Politik beeinflussen. Dies sei eine wichtige Aufgabe. Man könne – laut Weltgesundheitsorganisation – zum Beispiel Tabak höher besteuern als E-Zigaretten, man könne Verpackungen, die Jugendliche ansprechen, verbieten, gesundheitsschädliche Aromen könnten ebenfalls verboten werden. „Man kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von E-Zigaretten minimieren und die positiven erhöhen“, sagte sie. Ihre Schlussfolgerung: „Wir brauchen eine bessere Risikokommunikation zur E-Zigarette. Wir brauchen bessere Wissenschaft und besseren Journalismus bisweilen.“ Und es brauche eine effektive Tabakkontrollstrategie, Deutschland tue vergleichsweise wenig. Im europäischen Vergleich drohe Deutschland auf den letzten Platz abzurutschen.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) präsentierte seine Sichtweise und ordnete die Häufung an Erkrankungen in den USA ein, die nach heutigem Stand durch das in Europa nicht legal in E-Zigaretten enthaltene Vitamin-E-Acetat verursacht worden sei. Expertin Elke Pieper unterstrich, dass das Institut bei „bestimmungsgemäßem Gebrauch“ deutlich niedrigere Risiken durch die E-Zigarette sehe. Die Bewertung sei aber nicht einfach. Zum einen sei die Bandbreite der Leistung von E-Zigaretten enorm. Zum anderen werde sie sehr unterschiedlich genutzt.
Daniela Jamin vom Institut für Suchtforschung der University of Applied Sciences in Frankfurt stellte Zahlen und Studien zur „Gateway-Theorie“ vor, also der Hypothese, dass E-Zigaretten zum Raucheinstieg oder bei Nichtrauchern zum dauerhaften Nikotindampfen führen würden. Ihr Fazit: „In den Studien zeigt sich, dass die E-Zigarette mehr einen experimentellen Charakter hat. Die Gateway-Hypothese ist unbestätigt.“ Ein Teil der Jugendlichen sei am Inhalieren interessiert, das Risiko sei aber geringer als bei Tabak, weil die E-Zigarette bei Nichtrauchern kaum zu regelmäßigem Konsum führe.
Martin Storck erneuerte sein Plädoyer, dass Ärzte und Therapeuten „besser informiert und geschult“ werden müssten. Rauchentwöhnung bleibe zwar das Hauptziel, es müsse aber auch über „weniger schädliche“ Alternativen informiert werden. Die Ärzteschaft müsse sich mehr damit auseinandersetzen. Bei der Finanzierung, zum Beispiel von Rauchentwöhnungsgesprächen sei auch die Politik gefragt. Im letzten Vortrag griff Daniela Jamin von der Uni Frankfurt diesen Punkt auf: Es brauche „objektivere Informationsquellen“ und eine klare Positionierung von Krankenkassen und Gesundheitsbehörden, dass die E-Zigarette für den Rauchstopp „durchaus sinnvoll“ sein könne.
Kritische Stimmen in der Diskussion
Im weiteren Verlauf bei der anschließenden Podiumsdiskussion wurden aber auch deutlich kritischere Stimmen laut. Klinikdirektor Claus Schmidt von der Medizinischen Klinik IV (spezialisiert u.a. auf Kardiologie) sagte, die E-Zigarette sei nicht die Lösung, er habe „große Probleme“, sie zu empfehlen. Meike Bottlender, Klinikdirektor für Kinder- und Jugendpsychatrie, sagte, es sei richtig, Raucher bei der Prävention stärker in den Fokus zu nehmen. Die E-Zigarette sei aber nicht der richtige Ausstieg. Es gehe darum, einen „Komplettausstieg“ zu finden.
Harald Röcker, Geschäftsführer der Krankenkasse AOK Mittlerer Oberrhein, betonte, der Anspruch müsse sein, dass es gar nicht erst zum Rauchen komme. Wenn jemand mit der E-Zigarette anfange und zum Rauchen komme, sei dies ein klar negativer Punkt. Die Erkenntnisse seien noch nicht eindeutig, es gebe eine widersprüchliche Studienlage. Wenn die E-Zigarette beim Ausstieg helfe, müsse das noch besser wissenschaftlich belegt werden mit Langzeituntersuchungen. Im Präventionsbereich der Krankenkasse sei die Skepsis groß. Es gebe zwar viele Anhaltspunkte für einen Nutzen, aber das reiche noch nicht. Schwierig im Umgang sei auch, so Röcker, dass „Hälfte der Ärzte dafür, die Hälfte dagegen ist“.
In seinem Schlusswort betonte Storck, die Diskussion sei „sehr wertvoll“ und ein Wissensabgleich und ein Überblick über die Studien seien wichtig – und Ärzte könnten die eine oder andere Erkenntnis weitergeben, aktiv müsse aber auch die Politik werden.
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Das wurde auf dem 1. Karlsruher Präventionstag deutlich, zum dem vorige Woche das dortige städtische Klinikum ins noble Palais Solms geladen hatte. „Rauchentwöhnung – Utopie oder machbar“ lautete die Überschrift – und der Chef der Gefäßchirurgie, Professor Martin Storck, machte gleich zu Anfang deutlich, dass sehr viel getan werde im Gesundheitssystem, um das Fortschreiten von Krankheiten zu vermeiden. Aber bei den einfachen Dingen, der Prävention, komme man nicht so richtig vorwärts. Insbesondere die Rauchprävention, also letztlich der Rauchstopp, sei ein enorm wichtiges Ziel weil die Auswirkungen von Tabak auf die Gesundheit so verheerend seien.
Eine kurze Zusammenfassung per Video hat eGarage erstellt, die weitere Dokumentation folgt in den kommenden Tagen:
Gleich in ihren Grußworten machte die grüne Bürgermeisterin von Karlsruhe, Bettina Lisbach, deutlich, dass Tabakerhitzer und E-Zigaretten an dem Abend eine wichtige Rolle spielen würden – und betonte, dass diese erheblich weniger Schadstoffe freisetzen würden und „im Idealfall“ ein erster Schritt sein könnten, um vom Nikotin ganz loszukommen, sie seien aber gleichzeitig durchaus „umstritten“.
Ute Mons vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) stellte in ihrem Überblicksvortrag heraus, dass „Größenordnungen“, zwischen Tabakprodukten und den Ersatzmöglichkeiten wie der E-Zigarette liegen würden. Es gebe zwar noch keine Langzeitstudien, aber E-Zigaretten seien sehr sicher, dies würden umfangreiche Auswertungen belegen, deutlich weniger schädlich als Tabak. Auch Tabakerhitzer reduzierten die Schadstoffbelastung, wenn auch nicht so deutlich.
Wichtig sei aber auch die Frage, ob Jugendliche einstiegen und ob es einen Nutzen beim Rauchstopp gebe. Schaue man sich die Schlagzeilen an, könne der Eindruck entstehen, „für Jugendliche gibt es nichts mehr anderes als die E-Zigarette“. In Deutschland sei das aber nicht der Fall. Der regelmäßige Konsum sei sehr, sehr selten. Fast ausschließlich aktuelle und ehemalige Raucher nutzten die E-Zigarette. Auch bei Jugendlichen seien Tabakprodukte weiterhin „das Hauptprodukt“.
DKFZ: Politik hat großen Einfluss
Und der Nutzen beim Rauchstopp? Da müsse man differenziert hinschauen, so Mons – und die Informationen durch die Medien seien bei diesem Thema auch insgesamt präziser. Eine „sehr gute“ Studie aus dem vorigen Jahr habe gezeigt, dass die Chance, mit dem Rauchen aufzuhören, durch die E-Zigarette sich knapp verdopple im Vergleich zu medizinischen Nikotinersatzprodukten.
Mons betonte, alle drei Faktoren der Alternative E-Zigarette – Gesundheitsrisiko, Attraktivität für Jugendliche und Nichtraucher und Nutzen beim Rauchstopp – ließen sich durch die Politik beeinflussen. Dies sei eine wichtige Aufgabe. Man könne – laut Weltgesundheitsorganisation – zum Beispiel Tabak höher besteuern als E-Zigaretten, man könne Verpackungen, die Jugendliche ansprechen, verbieten, gesundheitsschädliche Aromen könnten ebenfalls verboten werden. „Man kann dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von E-Zigaretten minimieren und die positiven erhöhen“, sagte sie. Ihre Schlussfolgerung: „Wir brauchen eine bessere Risikokommunikation zur E-Zigarette. Wir brauchen bessere Wissenschaft und besseren Journalismus bisweilen.“ Und es brauche eine effektive Tabakkontrollstrategie, Deutschland tue vergleichsweise wenig. Im europäischen Vergleich drohe Deutschland auf den letzten Platz abzurutschen.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) präsentierte seine Sichtweise und ordnete die Häufung an Erkrankungen in den USA ein, die nach heutigem Stand durch das in Europa nicht legal in E-Zigaretten enthaltene Vitamin-E-Acetat verursacht worden sei. Expertin Elke Pieper unterstrich, dass das Institut bei „bestimmungsgemäßem Gebrauch“ deutlich niedrigere Risiken durch die E-Zigarette sehe. Die Bewertung sei aber nicht einfach. Zum einen sei die Bandbreite der Leistung von E-Zigaretten enorm. Zum anderen werde sie sehr unterschiedlich genutzt.
Daniela Jamin vom Institut für Suchtforschung der University of Applied Sciences in Frankfurt stellte Zahlen und Studien zur „Gateway-Theorie“ vor, also der Hypothese, dass E-Zigaretten zum Raucheinstieg oder bei Nichtrauchern zum dauerhaften Nikotindampfen führen würden. Ihr Fazit: „In den Studien zeigt sich, dass die E-Zigarette mehr einen experimentellen Charakter hat. Die Gateway-Hypothese ist unbestätigt.“ Ein Teil der Jugendlichen sei am Inhalieren interessiert, das Risiko sei aber geringer als bei Tabak, weil die E-Zigarette bei Nichtrauchern kaum zu regelmäßigem Konsum führe.
Martin Storck erneuerte sein Plädoyer, dass Ärzte und Therapeuten „besser informiert und geschult“ werden müssten. Rauchentwöhnung bleibe zwar das Hauptziel, es müsse aber auch über „weniger schädliche“ Alternativen informiert werden. Die Ärzteschaft müsse sich mehr damit auseinandersetzen. Bei der Finanzierung, zum Beispiel von Rauchentwöhnungsgesprächen sei auch die Politik gefragt. Im letzten Vortrag griff Daniela Jamin von der Uni Frankfurt diesen Punkt auf: Es brauche „objektivere Informationsquellen“ und eine klare Positionierung von Krankenkassen und Gesundheitsbehörden, dass die E-Zigarette für den Rauchstopp „durchaus sinnvoll“ sein könne.
Kritische Stimmen in der Diskussion
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