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Gäste der 4. eGarage Insight: Professor Peter Hajek, Dr. Tobias Rüther, Gero Hocker, Niema Movassat und Dr. Kirsten Kappert-Gonther; v.l.n.r.

4. eGarage Insight: Wissenschaft und Politik im Gespräch

2. April 2019By JJS

Wissenschaftliche Fakten, engagierte politische Diskussion: Bei der 4. eGarage Insight kamen am Montag in Berlin Experten aus der Forschung und drei Bundestagsabgeordnete zusammen, um über die Chancen und Risiken der E-Zigarette zu diskutieren.




Ausgangspunkt des Gesprächs war ein Vortrag von Professor Dr. Peter Hajek, der im Januar eine vielbeachtete Studie vorgestellt hatte, die einen deutlich besseren Erfolg beim Rauchstopp diagnostizierte, wenn E-Zigaretten genutzt werden.

In seiner Präsentation in der Landesvertretung Hamburg zeigte Hajek, der an der Queen Mary Universität in London arbeitet, erstmals seine Ergebnisse in Deutschland – und ergänzte sie um zusätzliche Informationen. Kern des Studienergebnisses ist, dass nach einem Jahr 18,1 Prozent der Raucher abstinent sind, die eine E-Zigarette zur Therapie Verfügung gestellt bekommen haben, aber nur 9,9 Prozent jener, die eine andere Nikotinersatztherapie genutzt haben. Hajek unterstrich, dass die Studie auch deshalb wichtig gewesen sei, weil leistungsfähige E-Zigaretten zum Einsatz gekommen seien. Am Gesunheitsnutzen gibt es für Hajek keine Zweifel: Zwar herrsche hinsichtlich der Langzeitwirkung durchaus noch Forschungsbedarf, aber Dampfen sei mindestens 95 Prozent weniger schädlich als Rauchen, so der Wissenschaftler.

Dr. Tobias Rüther, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik München sagte einschätzend, aufgrund ihrer hohen Qualität sei dies eine Studie „auf die wir gewartet haben“. Sie unterstreiche deutlich das Potenzial der E-Zigarette. Für die Politik, die die Regeln für die E-Zigarette in Deutschland bestimme, solle deshalb das Motto sein: „Beobachten, regulieren, forschen – aber nicht generell verteufeln!“ Um zu zeigen, wie wichtig es sei, Raucher von der Zigarette loszubekommen, wählte Rüther das plastische Bild eines vollbesetzten Jumbo-Jets – so viele Menschen stürben jeden Tag in Deutschland an den Folgen des Rauchens.

Und die Bundestagsabgeordneten? Stimmten überein, dass die gesundheitlichen Vorteile der E-Zigarette hoch sind. Das betonten sowohl Dr. Kirsten Kappert-Gonther, suchtpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, als auch Niema Movassat, drogenpolitischer Sprecher der Linken und Dr. Gero Hocker, der die FDP im Ernährungsausschuss vertritt. Kappert-Gonther setzte allerdings einen besonderen Schwerpunkt auf die Frage, wie mit dem Problem umgegangen werden könne, dass junge Menschen die E-Zigarette nutzten. Die E-Zigarette müsse zwar „rein in die Raucherentwöhnung“. Um starke Raucherinnen und Raucher zu erreichen, „brauche ich keine Werbeflächen im öffentlichen Raum, sondern Gespräche mit Ärzten“. Es dürfe keine Werbung geben, um neue Nutzergruppen zu akquirieren. Es sei problematisch, dass es „wirtschaftlich attraktiv ist, wenn junge Menschen anfangen zu dampfen“.

Für Niema Movassat steht dagegen vor allem der Kampf gegen den Tabak im Vordergrund. „Tabak ist das, wo wir ganz schnell handeln müssen.“ Er plädiere für ein Werbeverbot für Tabakprodukte und auch Alkoholprodukte. Dann könne man die Debatte führen: „Wie geht man werbetechnisch mit E-Zigarette um.“ Problematisch sei allerdings eine neue E-Zigarette, die in den USA für Schlagzeilen sorgt: Die Werbung von Juul richte sich an Jugendliche. „Das finde ich schon verwerflich.“ Später meldete sich ein Juul-Vertreter aus dem Publikum zu Wort, der sagte, die Kampagne sei ein Fehler gewesen, Juul setze inzwischen ausschließlich auf Werbung, die sich nur an Erwachsene richte.

Hajek sagte zur Debatte um E-Zigaretten-Werbung, er habe „kein Problem mit Verboten“. Entscheidend sei aber ein anderer Punkt. Wenn das Dampfen junge Menschen zu Rauchern mache, dann sei das ein potenzielles „Desaster“. Das sei aber nicht der Fall, auch in den USA nicht. Der Konsum von E-Zigaretten sei dort zwar inzwischen unter Jugendlichen weit verbreitet, aber häufig sehr unregelmäßig. In der Debatte werde auch mit „Propaganda“ gearbeitet, wenn behauptet würde, viele Jugendliche würden nun regelmäßig Nikotin zu sich nehmen.




Hocker von der FDP strich ebenfalls heraus, dass der Anteil jener, die von Nichtrauchern zu E-Zigaretten-Nutzern würden, „verschwindend gering“ sei im Vergleich zu jenen, denen der Umstieg vom Rauchen aufs Dampfen gelänge. „Verwehren sie doch denen die Schwerstabhängig sind, nicht die Chance auf ein gesünderes Leben“, sagte er auch mit Blick auf etwaige Werbeverbote auch für E-Zigaretten, wie sie derzeit im Bundestag diskutiert werden. Es sei bei Erwachsenen „auch Ausdruck einer freien Gesellschaft“, gewisse Risiken bewusst eingehen zu dürfen. Gerichtet an die beiden anderen Bundestagsabgeordneten sagte er, sie alle drei eint zum Beispiel, dass sie sich für die Legalisierung des Cannabis-Konsums einsetzten. Das zeige, dass man in die Urteilsfähigkeit von Erwachsenen vertraue.

Aus dem Publikum meldete sich Dr. Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zur Debatte um Juul, die in den USA mit einem sehr hohen Nikotingehalt angeboten wird, der in Deutschland aufgrund europäischer Vorschriften bei nur einem Drittel liegt. Er warnte davor, dass die Geräte so angepasst werden könnten, dass durch höhere Leistung die gleiche „Nikotinentwicklung“ möglich ist. „Wir sind als Staat aufgefordert, das im Blick zu behalten.“

Dustin Dahlmann, Vorsitzender des Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG), wehrte sich gegen ein etwaiges Werbeverbot auch für E-Zigaretten und griff das Bild des täglich abstürzenden Jumbo-Jets von Rüther auf: „Wenn man will, dass das so bleibt, dann verbietet man die Werbung für E-Zigaretten“, sagte er. Die meisten Leute wüssten nicht Bescheid über die Vorteile der E-Zigarette und die geringere Schädlichkeit. Politik und Gesundheitsapparat hätten bislang „nichts“ beigetragen zur Aufklärung. Deshalb sei die Werbung so wichtig – und schon jetzt dürfe nur noch Außenwerbung betrieben werden. „Wir wollen die Chance der E-Zigarette nutzen“, sagte er.

Überraschend deutlich sprachen sich sowohl Kappert-Gonther als auch Movassat dafür aus, die E-Zigarette stärker im Gesundheitssystem zu verankern. „Die Krankenversicherungen sollten dafür werben“, sagte Movassat. Die E-Zigarette sei ein ganz großes gesundheitspolitisches Thema, bei dem auch die gesetzlichen Krankenkassen gefragt seien. Kappert-Gonther zog das Feld breiter: Eine bessere Therapie von Rauchern durch das Gesundheitssystem sei „dringend überfällig“. In diesem Rahmen seien auch Nikotinersatzmittel wichtig, zum Beispiel E-Zigarette und Vaporisatoren, aber auch andere Produkte. Es gehe um erfolgreiche „Harm Reduction“ also die Schadensbegrenzung bei Nikotinsüchtigen.

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Wissenschaftliche Fakten, engagierte politische Diskussion: Bei der 4. eGarage Insight kamen am Montag in Berlin Experten aus der Forschung und drei Bundestagsabgeordnete zusammen, um über die Chancen und Risiken der E-Zigarette zu diskutieren.




Ausgangspunkt des Gesprächs war ein Vortrag von Professor Dr. Peter Hajek, der im Januar eine vielbeachtete Studie vorgestellt hatte, die einen deutlich besseren Erfolg beim Rauchstopp diagnostizierte, wenn E-Zigaretten genutzt werden.

In seiner Präsentation in der Landesvertretung Hamburg zeigte Hajek, der an der Queen Mary Universität in London arbeitet, erstmals seine Ergebnisse in Deutschland – und ergänzte sie um zusätzliche Informationen. Kern des Studienergebnisses ist, dass nach einem Jahr 18,1 Prozent der Raucher abstinent sind, die eine E-Zigarette zur Therapie Verfügung gestellt bekommen haben, aber nur 9,9 Prozent jener, die eine andere Nikotinersatztherapie genutzt haben. Hajek unterstrich, dass die Studie auch deshalb wichtig gewesen sei, weil leistungsfähige E-Zigaretten zum Einsatz gekommen seien. Am Gesunheitsnutzen gibt es für Hajek keine Zweifel: Zwar herrsche hinsichtlich der Langzeitwirkung durchaus noch Forschungsbedarf, aber Dampfen sei mindestens 95 Prozent weniger schädlich als Rauchen, so der Wissenschaftler.

Dr. Tobias Rüther, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik München sagte einschätzend, aufgrund ihrer hohen Qualität sei dies eine Studie „auf die wir gewartet haben“. Sie unterstreiche deutlich das Potenzial der E-Zigarette. Für die Politik, die die Regeln für die E-Zigarette in Deutschland bestimme, solle deshalb das Motto sein: „Beobachten, regulieren, forschen – aber nicht generell verteufeln!“ Um zu zeigen, wie wichtig es sei, Raucher von der Zigarette loszubekommen, wählte Rüther das plastische Bild eines vollbesetzten Jumbo-Jets – so viele Menschen stürben jeden Tag in Deutschland an den Folgen des Rauchens.

Und die Bundestagsabgeordneten? Stimmten überein, dass die gesundheitlichen Vorteile der E-Zigarette hoch sind. Das betonten sowohl Dr. Kirsten Kappert-Gonther, suchtpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, als auch Niema Movassat, drogenpolitischer Sprecher der Linken und Dr. Gero Hocker, der die FDP im Ernährungsausschuss vertritt. Kappert-Gonther setzte allerdings einen besonderen Schwerpunkt auf die Frage, wie mit dem Problem umgegangen werden könne, dass junge Menschen die E-Zigarette nutzten. Die E-Zigarette müsse zwar „rein in die Raucherentwöhnung“. Um starke Raucherinnen und Raucher zu erreichen, „brauche ich keine Werbeflächen im öffentlichen Raum, sondern Gespräche mit Ärzten“. Es dürfe keine Werbung geben, um neue Nutzergruppen zu akquirieren. Es sei problematisch, dass es „wirtschaftlich attraktiv ist, wenn junge Menschen anfangen zu dampfen“.

Für Niema Movassat steht dagegen vor allem der Kampf gegen den Tabak im Vordergrund. „Tabak ist das, wo wir ganz schnell handeln müssen.“ Er plädiere für ein Werbeverbot für Tabakprodukte und auch Alkoholprodukte. Dann könne man die Debatte führen: „Wie geht man werbetechnisch mit E-Zigarette um.“ Problematisch sei allerdings eine neue E-Zigarette, die in den USA für Schlagzeilen sorgt: Die Werbung von Juul richte sich an Jugendliche. „Das finde ich schon verwerflich.“ Später meldete sich ein Juul-Vertreter aus dem Publikum zu Wort, der sagte, die Kampagne sei ein Fehler gewesen, Juul setze inzwischen ausschließlich auf Werbung, die sich nur an Erwachsene richte.

Hajek sagte zur Debatte um E-Zigaretten-Werbung, er habe „kein Problem mit Verboten“. Entscheidend sei aber ein anderer Punkt. Wenn das Dampfen junge Menschen zu Rauchern mache, dann sei das ein potenzielles „Desaster“. Das sei aber nicht der Fall, auch in den USA nicht. Der Konsum von E-Zigaretten sei dort zwar inzwischen unter Jugendlichen weit verbreitet, aber häufig sehr unregelmäßig. In der Debatte werde auch mit „Propaganda“ gearbeitet, wenn behauptet würde, viele Jugendliche würden nun regelmäßig Nikotin zu sich nehmen.




Hocker von der FDP strich ebenfalls heraus, dass der Anteil jener, die von Nichtrauchern zu E-Zigaretten-Nutzern würden, „verschwindend gering“ sei im Vergleich zu jenen, denen der Umstieg vom Rauchen aufs Dampfen gelänge. „Verwehren sie doch denen die Schwerstabhängig sind, nicht die Chance auf ein gesünderes Leben“, sagte er auch mit Blick auf etwaige Werbeverbote auch für E-Zigaretten, wie sie derzeit im Bundestag diskutiert werden. Es sei bei Erwachsenen „auch Ausdruck einer freien Gesellschaft“, gewisse Risiken bewusst eingehen zu dürfen. Gerichtet an die beiden anderen Bundestagsabgeordneten sagte er, sie alle drei eint zum Beispiel, dass sie sich für die Legalisierung des Cannabis-Konsums einsetzten. Das zeige, dass man in die Urteilsfähigkeit von Erwachsenen vertraue.

Aus dem Publikum meldete sich Dr. Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zur Debatte um Juul, die in den USA mit einem sehr hohen Nikotingehalt angeboten wird, der in Deutschland aufgrund europäischer Vorschriften bei nur einem Drittel liegt. Er warnte davor, dass die Geräte so angepasst werden könnten, dass durch höhere Leistung die gleiche „Nikotinentwicklung“ möglich ist. „Wir sind als Staat aufgefordert, das im Blick zu behalten.“

Dustin Dahlmann, Vorsitzender des Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG), wehrte sich gegen ein etwaiges Werbeverbot auch für E-Zigaretten und griff das Bild des täglich abstürzenden Jumbo-Jets von Rüther auf: „Wenn man will, dass das so bleibt, dann verbietet man die Werbung für E-Zigaretten“, sagte er. Die meisten Leute wüssten nicht Bescheid über die Vorteile der E-Zigarette und die geringere Schädlichkeit. Politik und Gesundheitsapparat hätten bislang „nichts“ beigetragen zur Aufklärung. Deshalb sei die Werbung so wichtig – und schon jetzt dürfe nur noch Außenwerbung betrieben werden. „Wir wollen die Chance der E-Zigarette nutzen“, sagte er.

Überraschend deutlich sprachen sich sowohl Kappert-Gonther als auch Movassat dafür aus, die E-Zigarette stärker im Gesundheitssystem zu verankern. „Die Krankenversicherungen sollten dafür werben“, sagte Movassat. Die E-Zigarette sei ein ganz großes gesundheitspolitisches Thema, bei dem auch die gesetzlichen Krankenkassen gefragt seien. Kappert-Gonther zog das Feld breiter: Eine bessere Therapie von Rauchern durch das Gesundheitssystem sei „dringend überfällig“. In diesem Rahmen seien auch Nikotinersatzmittel wichtig, zum Beispiel E-Zigarette und Vaporisatoren, aber auch andere Produkte. Es gehe um erfolgreiche „Harm Reduction“ also die Schadensbegrenzung bei Nikotinsüchtigen.

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