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Traum einer Noch-Raucherin
In dieser großen Stadt gibt es eine riesige Ansammlung von Geschäften und kleinen Läden, die es sonst kaum noch gibt, mit Handwerk, das fast ausgestorben scheint, und mit Angeboten, die von einem anderen Stern stammen oder an endlos vergangene Zeiten erinnern.
So ein Lädchen habe ich zu einem meiner Lieblingsgeschäfte auserkoren, nicht weil ich so eine begeisterte begabte Handarbeiterin bin, eher das glatte Gegenteil, aber man kann so herrlich stöbern in den zahllosen Schachteln mit Knöpfen, große und kleine, alle Farben und Formen, aus endlosen Materialien. Und dann die nimmer endende Auswahl an Bändern und Posamenten, an Spitzen und Bordüren, einfach unglaublich und herrlich.
Die Besitzerin, eine ältere Dame aus Hessen, die noch ganz leicht diesen Dialekt draufhat, sitzt manchmal im Sommer vor ihrem Ladengeschäft, in der einen Hand ein Pott Kaffee und in der anderen eine Zigarette – so lernte ich sie kennen und schätzen. Gestern besuchte ich sie nach langer Zeit mal wieder, das Geschäft war gerade ein bisschen ruhiger, wir ließen uns zwischen des Stoffballen und Knopfkisten nieder für einen Plausch, und mir wurde eine Tasse braunen Goldes angeboten.
Da warten einige herrliche Momente auf mich und schon zücke ich meine E-Zigarette. Nein, nein, beruhige ich die Besitzerin, deren skeptischer Blick mir nicht entgangen ist, da bleibt kein schauriger Tabakgestank in den Stoffen hängen und kein Kunde wird sich von den Rauchschwaden belästigt fühlen: ich dampfe nur. Sie schnuppert, fragt danach, was ich denn da „rauche“ – sie hat die Dampfersprache noch nicht drauf – und neugierig beobachtet sie mein Tun.
Ich erzähle von meinem glücklichen Dampferdasein, ohne Theater, ohne stetes Lüften und Frieren vor der Tür, ohne die Panik vor leeren Zigarettenschachteln und ohne unterbrochene Gespräche, weil man draußen rauchen geht. Am liebsten würde sie jetzt wohl eine Zigarette rauchen, aber dafür ist es zu kalt draußen. Also lasse ich sie mal ziehen, sie kann es auf Anhieb, saugt nicht zu viel, muss nicht husten und lächelt zufrieden, während sie den kleinen Wölkchen nachsinnt.
„Wissen Sie, ich stelle mir gerade vor, wie ich abends gemütlich auf meiner Couch sitze, vor mir ein Glas Riesling – und ich (jetzt kann sie es) dampfe friedlich vor mich hin, ohne dass ich gleich das Fenster aufreißen und lüften muss. Das stelle ich mir wunderbar vor.“
Schnell ist die Adresse des nächsten Geschäftes für E-Zigaretten, gleich um die Ecke ihrer Wohnung, rausgesucht, das sie noch am selben Abend aufsuchen will, um dann den Dampf-Traum zu genießen und zu leben. Jetzt bin ich auf meinen nächsten Besuch bei der dann wohl Ex-Raucherin und Neu-Dampferin gespannt, die einen werden immer weniger, die anderen immer mehr.
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Traum einer Noch-Raucherin
In dieser großen Stadt gibt es eine riesige Ansammlung von Geschäften und kleinen Läden, die es sonst kaum noch gibt, mit Handwerk, das fast ausgestorben scheint, und mit Angeboten, die von einem anderen Stern stammen oder an endlos vergangene Zeiten erinnern.
So ein Lädchen habe ich zu einem meiner Lieblingsgeschäfte auserkoren, nicht weil ich so eine begeisterte begabte Handarbeiterin bin, eher das glatte Gegenteil, aber man kann so herrlich stöbern in den zahllosen Schachteln mit Knöpfen, große und kleine, alle Farben und Formen, aus endlosen Materialien. Und dann die nimmer endende Auswahl an Bändern und Posamenten, an Spitzen und Bordüren, einfach unglaublich und herrlich.
Die Besitzerin, eine ältere Dame aus Hessen, die noch ganz leicht diesen Dialekt draufhat, sitzt manchmal im Sommer vor ihrem Ladengeschäft, in der einen Hand ein Pott Kaffee und in der anderen eine Zigarette – so lernte ich sie kennen und schätzen. Gestern besuchte ich sie nach langer Zeit mal wieder, das Geschäft war gerade ein bisschen ruhiger, wir ließen uns zwischen des Stoffballen und Knopfkisten nieder für einen Plausch, und mir wurde eine Tasse braunen Goldes angeboten.
Da warten einige herrliche Momente auf mich und schon zücke ich meine E-Zigarette. Nein, nein, beruhige ich die Besitzerin, deren skeptischer Blick mir nicht entgangen ist, da bleibt kein schauriger Tabakgestank in den Stoffen hängen und kein Kunde wird sich von den Rauchschwaden belästigt fühlen: ich dampfe nur. Sie schnuppert, fragt danach, was ich denn da „rauche“ – sie hat die Dampfersprache noch nicht drauf – und neugierig beobachtet sie mein Tun.
Ich erzähle von meinem glücklichen Dampferdasein, ohne Theater, ohne stetes Lüften und Frieren vor der Tür, ohne die Panik vor leeren Zigarettenschachteln und ohne unterbrochene Gespräche, weil man draußen rauchen geht. Am liebsten würde sie jetzt wohl eine Zigarette rauchen, aber dafür ist es zu kalt draußen. Also lasse ich sie mal ziehen, sie kann es auf Anhieb, saugt nicht zu viel, muss nicht husten und lächelt zufrieden, während sie den kleinen Wölkchen nachsinnt.
„Wissen Sie, ich stelle mir gerade vor, wie ich abends gemütlich auf meiner Couch sitze, vor mir ein Glas Riesling – und ich (jetzt kann sie es) dampfe friedlich vor mich hin, ohne dass ich gleich das Fenster aufreißen und lüften muss. Das stelle ich mir wunderbar vor.“
Schnell ist die Adresse des nächsten Geschäftes für E-Zigaretten, gleich um die Ecke ihrer Wohnung, rausgesucht, das sie noch am selben Abend aufsuchen will, um dann den Dampf-Traum zu genießen und zu leben. Jetzt bin ich auf meinen nächsten Besuch bei der dann wohl Ex-Raucherin und Neu-Dampferin gespannt, die einen werden immer weniger, die anderen immer mehr.