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Thomas Mrva, Geschäftsführer Happy Liquid

happy liquid: „Die Regulierung ist etwas unreguliert!“

21. June 2016By ASW

Was bedeutet die Regulierungen für ein junges Unternehmen der E-Zigarettenbranche? Welche Hürden kommen auf die Firmen zu?

eGarage hat sich in München mit happy liquid-Geschäftsführer Thomas Mrva getroffen und genau diese Fragen zu den Schwierigkeiten der Regulierung gestellt. Fazit – wie in der Überschrift: „Die Regulierung ist etwas unreguliert!“

eGarage: Wie ist happy liquid eigentlich entstanden?

Mrva: Wir haben uns 2011 spontan gefunden: Ein Apotheker und ein Arzt – und wir haben beide nicht gerade wenig geraucht. Wir haben von der E-Zigarette gehört es für uns getestet und diese Firma gegründet. Und wir wollten nicht chinesische Liquids, sondern eigene! Und wir haben jetzt aktuell 70 verschiedene Geschmäcker. Von Anfang an haben wir dabei den Fokus auf Qualität und Transparenz gelegt. Übrigens: Ich bin jetzt von zweieinhalb Schachteln runter auf acht Zigaretten täglich. Aber acht auch nur, wenn es ein ganz, ganz langer stressiger Tag ist. Sonst noch weniger!




eGarage: Und diese positive Erfahrung, die auch andere Raucher machen könnten, soll nun eingeschränkt werden. Wie treffen Sie die kommenden Sanktionen?

Mrva: Eigentlich ist eine Regulierung nicht so schlecht, da es bislang ein vollkommen umregulierter Markt war: ohne Produktkennzeichnung, ohne Jugendschutz. Auch die Nikotineinschränkungen von 20 Milligramm, die für Aufregung sorgen, bringen uns nicht um, da die neuen Geräte doch deutlich bessere Leistungswerte erzielen. Aber: Die Regulierung ist etwas unreguliert! Wir haben aktuell das Problem, dass das Gesetz seit dem 20. Mai in Kraft ist – wir haben aber bis heute nicht die Möglichkeit, sich so zu registrieren, wie man es laut Gesetz machen müsste. Zwar kommen jetzt langsam die ersten Formulare raus – aber eigentlich benötigen wir verlängerte Fristen, um den Terminen 20. November 2016 und 20. Mai 2017 Genüge zu tun. Weiterhin gibt es in Deutschland noch die Bestrebung, die TPD2 zu „gold-platen“, d.h. noch darüberhinausgehende Verschärfungen durchzuführen.

eGarage: Wie sieht das konkret aus?

Mrva: Wir müssen CAS-Nummern einreichen (Chemical Abstracts Service) und auch Emissionsprotokolle. Und da ist schon die erste Hürde. Normalerweise werden Emissionen standardisiert erfasst. D.h. mit Standard-Verdampfer, Standard-Wattzahl, Standard-Ohm und und und. Das gibt es bis jetzt alles nicht. Wir sollen die Emissionen plausibel erklären. Und plausibel lässt sehr viel Raum für Interpretationen offen.

eGarage: Dummerweise auch für die Gegenseite? Die kann dann dann auch sagen: Das ist für uns nicht plausibel?

Mrva: Genau! Frau Dr. Pötschke-Langer ist in einen Raum mit Dampfern gegangen und hat gesagt: Ich habe Kopfschmerzen bekommen. Das ist für uns auch nicht plausibel. Ich kann im Gegenzug auch in einen Raum reingehen und sagen: Ich habe nichts gemerkt. Natürlich war dies jetzt überspitzt, aber ich kann für mich plausibel nach diversen chemischen Stoffen suchen, aber ist das für die zuständigen Behörden ebenso plausibel?

eGarage: Wie wäre der richtige Weg?

Mrva: Ganz klar: Eine Abdampfmaschine (die es noch nicht standardisiert gibt), die genau misst und am Ende hat man für alle glasklare Ergebnisse. Das wäre der wissenschaftliche Ansatz, den wir gerade versuchen.

eGarage: Eine Art TÜV für E-Zigaretten?

Mrva: (langgezogen) – Jein! Ich würde es eher mit dem Kraftfahrtbundesamt und der Zulassung der Autos vergleichen. TÜV kommt dann danach, wenn man in regelmäßigen Abständen – Auto oder Liquid – nachweist, dass das Produkt in Ordnung ist.

eGarage: Lassen Sie uns nach voran schauen – stellen Sie sich vor, es ist der 19. November. Ein Tag vor der Deadline. Was passiert?




Mrva: Ich fürchte, für viele kleine Firmen wird das der Super-Gau, weil sie die wissenschaftliche Aufarbeitung gar nicht hinkriegen, da diese finanziell, personell und zeitmäßig sehr aufwendig ist. Manche wird es dann aus dem Markt drücken. Und ich muss das sagen, obwohl es Konkurrenten sind: Ich finde das schade. Denn die Vielfalt macht gerade das Produkt aus. Und ein Unternehmen allein kann diese Vielfalt nicht bieten. Die E-Zigarette bzw. das Dampfen könnte dadurch einen großen Attraktivitätsverlust erleiden.

eGarage: Das heißt, Sie werden in Kürze mehr schlaflose Nächte haben?

Mrva: Wir werden vor dem 20. November viele kurze Nächte haben, das ist richtig. Auch, weil die Übergangsfristen extrem kurz sind. Auch mit Blick auf die klassische Tabakindustrie. Die haben zwar auch Einschränkungen – denken Sie nur an die Mentholzigarette, die immer durch die Presse geistert. Aber das tritt eben erst 2020 in Kraft. Damit ist die Zeitspanne der Tabakindustrie zur Umstellung auf andere Produkte deutlich größer.

eGarage: Wie wird der Markt künftig aussehen?

Mrva: Tabak- und Pharmakonzerne sind erstens sehr groß und zweitens mit der finanziellen Kraft ausgestattet. Zu ihren Gunsten könnte sich der Markt verändern. Ich halte die Veränderungen im Gegensatz zu anderen nicht für das Aus für die Branche. Aber: Es wird ein Massenprodukt geben und ein Spezialprodukt, das dann die „Dampferfirmen“ liefern. Aber es wird komplizierter, die Nische zu finden.

eGarage: Sie müssen für die Zulassung eines Liquids Formulare von fast 33 Seiten ausfüllen. Für ein großes Unternehmen ist dies sicherlich einfacher machbar als für Sie. Wie bewältigen Sie das?

Mrva: Ja, wir brauchen dazu toxikologische Gutachten, Emissionsdaten und und und. Wenn man alle Daten vorliegen hat, braucht man geschätzt zwischen vier und sechs Stunden – allein für die Eingabe. Und wir haben eben rund 70 Produkte. Dann kommen die unterschiedlichen Nikotinstärken (mit Ausnahme der Null-Stärke) – alles mal drei. Wenn man Übung beim Ausfüllen der Formulare voraussetzt und das in vier Stunden schafft, hat man trotzdem rund 800 Arbeitsstunden.

eGarage: Das ist aber nur fürs Eintragen der Daten. Kann man den gesamten finanziellen Aufwand auch beziffern?

Mrva: Leider nein. Da kann uns keine deutsche Behörde eine Auskunft geben, wie viel beispielsweise die Registrierung kostet. Das wird auch noch spannend, wenn die uns irgendwann registrieren und dafür eine Rechnung stellen. Laut der Tabakproduktverordnung geben die Gesetzgeber 13.900 Euro als Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft pro Unternehmen an. Als ich das gelesen habe, habe ich gedacht: Die haben locker eine Null vergessen! Und nicht zu vergessen, es kann auch noch eine Gebühr für die Registrierung und für Messungen der Behörden on top kommen. In manchen EU-Länder gibt es hier schon Hinweise auf die Kosten. In Deutschland haben wir hier aktuell noch keine Informationen vorliegen.

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eGarage hat sich in München mit happy liquid-Geschäftsführer Thomas Mrva getroffen und genau diese Fragen zu den Schwierigkeiten der Regulierung gestellt. Fazit – wie in der Überschrift: „Die Regulierung ist etwas unreguliert!“

eGarage: Wie ist happy liquid eigentlich entstanden?

Mrva: Wir haben uns 2011 spontan gefunden: Ein Apotheker und ein Arzt – und wir haben beide nicht gerade wenig geraucht. Wir haben von der E-Zigarette gehört es für uns getestet und diese Firma gegründet. Und wir wollten nicht chinesische Liquids, sondern eigene! Und wir haben jetzt aktuell 70 verschiedene Geschmäcker. Von Anfang an haben wir dabei den Fokus auf Qualität und Transparenz gelegt. Übrigens: Ich bin jetzt von zweieinhalb Schachteln runter auf acht Zigaretten täglich. Aber acht auch nur, wenn es ein ganz, ganz langer stressiger Tag ist. Sonst noch weniger!




eGarage: Und diese positive Erfahrung, die auch andere Raucher machen könnten, soll nun eingeschränkt werden. Wie treffen Sie die kommenden Sanktionen?

Mrva: Eigentlich ist eine Regulierung nicht so schlecht, da es bislang ein vollkommen umregulierter Markt war: ohne Produktkennzeichnung, ohne Jugendschutz. Auch die Nikotineinschränkungen von 20 Milligramm, die für Aufregung sorgen, bringen uns nicht um, da die neuen Geräte doch deutlich bessere Leistungswerte erzielen. Aber: Die Regulierung ist etwas unreguliert! Wir haben aktuell das Problem, dass das Gesetz seit dem 20. Mai in Kraft ist – wir haben aber bis heute nicht die Möglichkeit, sich so zu registrieren, wie man es laut Gesetz machen müsste. Zwar kommen jetzt langsam die ersten Formulare raus – aber eigentlich benötigen wir verlängerte Fristen, um den Terminen 20. November 2016 und 20. Mai 2017 Genüge zu tun. Weiterhin gibt es in Deutschland noch die Bestrebung, die TPD2 zu „gold-platen“, d.h. noch darüberhinausgehende Verschärfungen durchzuführen.

eGarage: Wie sieht das konkret aus?

Mrva: Wir müssen CAS-Nummern einreichen (Chemical Abstracts Service) und auch Emissionsprotokolle. Und da ist schon die erste Hürde. Normalerweise werden Emissionen standardisiert erfasst. D.h. mit Standard-Verdampfer, Standard-Wattzahl, Standard-Ohm und und und. Das gibt es bis jetzt alles nicht. Wir sollen die Emissionen plausibel erklären. Und plausibel lässt sehr viel Raum für Interpretationen offen.

eGarage: Dummerweise auch für die Gegenseite? Die kann dann dann auch sagen: Das ist für uns nicht plausibel?

Mrva: Genau! Frau Dr. Pötschke-Langer ist in einen Raum mit Dampfern gegangen und hat gesagt: Ich habe Kopfschmerzen bekommen. Das ist für uns auch nicht plausibel. Ich kann im Gegenzug auch in einen Raum reingehen und sagen: Ich habe nichts gemerkt. Natürlich war dies jetzt überspitzt, aber ich kann für mich plausibel nach diversen chemischen Stoffen suchen, aber ist das für die zuständigen Behörden ebenso plausibel?

eGarage: Wie wäre der richtige Weg?

Mrva: Ganz klar: Eine Abdampfmaschine (die es noch nicht standardisiert gibt), die genau misst und am Ende hat man für alle glasklare Ergebnisse. Das wäre der wissenschaftliche Ansatz, den wir gerade versuchen.

eGarage: Eine Art TÜV für E-Zigaretten?

Mrva: (langgezogen) – Jein! Ich würde es eher mit dem Kraftfahrtbundesamt und der Zulassung der Autos vergleichen. TÜV kommt dann danach, wenn man in regelmäßigen Abständen – Auto oder Liquid – nachweist, dass das Produkt in Ordnung ist.

eGarage: Lassen Sie uns nach voran schauen – stellen Sie sich vor, es ist der 19. November. Ein Tag vor der Deadline. Was passiert?




Mrva: Ich fürchte, für viele kleine Firmen wird das der Super-Gau, weil sie die wissenschaftliche Aufarbeitung gar nicht hinkriegen, da diese finanziell, personell und zeitmäßig sehr aufwendig ist. Manche wird es dann aus dem Markt drücken. Und ich muss das sagen, obwohl es Konkurrenten sind: Ich finde das schade. Denn die Vielfalt macht gerade das Produkt aus. Und ein Unternehmen allein kann diese Vielfalt nicht bieten. Die E-Zigarette bzw. das Dampfen könnte dadurch einen großen Attraktivitätsverlust erleiden.

eGarage: Das heißt, Sie werden in Kürze mehr schlaflose Nächte haben?

Mrva: Wir werden vor dem 20. November viele kurze Nächte haben, das ist richtig. Auch, weil die Übergangsfristen extrem kurz sind. Auch mit Blick auf die klassische Tabakindustrie. Die haben zwar auch Einschränkungen – denken Sie nur an die Mentholzigarette, die immer durch die Presse geistert. Aber das tritt eben erst 2020 in Kraft. Damit ist die Zeitspanne der Tabakindustrie zur Umstellung auf andere Produkte deutlich größer.

eGarage: Wie wird der Markt künftig aussehen?

Mrva: Tabak- und Pharmakonzerne sind erstens sehr groß und zweitens mit der finanziellen Kraft ausgestattet. Zu ihren Gunsten könnte sich der Markt verändern. Ich halte die Veränderungen im Gegensatz zu anderen nicht für das Aus für die Branche. Aber: Es wird ein Massenprodukt geben und ein Spezialprodukt, das dann die „Dampferfirmen“ liefern. Aber es wird komplizierter, die Nische zu finden.

eGarage: Sie müssen für die Zulassung eines Liquids Formulare von fast 33 Seiten ausfüllen. Für ein großes Unternehmen ist dies sicherlich einfacher machbar als für Sie. Wie bewältigen Sie das?

Mrva: Ja, wir brauchen dazu toxikologische Gutachten, Emissionsdaten und und und. Wenn man alle Daten vorliegen hat, braucht man geschätzt zwischen vier und sechs Stunden – allein für die Eingabe. Und wir haben eben rund 70 Produkte. Dann kommen die unterschiedlichen Nikotinstärken (mit Ausnahme der Null-Stärke) – alles mal drei. Wenn man Übung beim Ausfüllen der Formulare voraussetzt und das in vier Stunden schafft, hat man trotzdem rund 800 Arbeitsstunden.

eGarage: Das ist aber nur fürs Eintragen der Daten. Kann man den gesamten finanziellen Aufwand auch beziffern?

Mrva: Leider nein. Da kann uns keine deutsche Behörde eine Auskunft geben, wie viel beispielsweise die Registrierung kostet. Das wird auch noch spannend, wenn die uns irgendwann registrieren und dafür eine Rechnung stellen. Laut der Tabakproduktverordnung geben die Gesetzgeber 13.900 Euro als Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft pro Unternehmen an. Als ich das gelesen habe, habe ich gedacht: Die haben locker eine Null vergessen! Und nicht zu vergessen, es kann auch noch eine Gebühr für die Registrierung und für Messungen der Behörden on top kommen. In manchen EU-Länder gibt es hier schon Hinweise auf die Kosten. In Deutschland haben wir hier aktuell noch keine Informationen vorliegen.

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